Brazilian Girls :: Talk To La Bomb

Nein, es geht nicht um Cansei De Ser Sexy, sondern um Musiker, von denen keiner aus Brasilien stammt. Ihr Dance-Pop klingt aber auch sehr kosmopolitisch.

Der Erfolg eines Musikprojekts kann durchaus davon abhängen, ob man beim Songschreiben eine fehlende Verbindung ausmacht. Eine Nuance, die es in dieser Form noch nicht so gibt. Im New Yorker Club Nublu ist man in diesem Zusammenhang fündig geworden. Dort läuft Tanzmusik, der sowohl James Murphy [DFA] als auch Gilles Peterson ihr Plazet geben könnten. Electro, Rock-Anklänge und New Wave auf der einen, Soul, Jazz und Samba auf der anderen Seite. Brazilian Girls sind Stammgäste in diesem Laden und führen die beschriebene Synthese in ihrer Musik exemplarisch vor. Mit Sabina Sciubba haben sie eine übercoole Stildiva als Sängerin, die gerne bis zum Knie reichende hippe Plastikstiefel und dazu Minikleider trägt. Talk to la sex bomb. Stimmlich geht sie entweder in Richtung Roisin Murphy oder in Richtung Lizzy Mercier Descloux. Sie singt auf Englisch, Deutsch und Französisch. Dass sie eigentlich aus Rom stammt, hört man eher selten. Sciubbas wichtigster musikalischer Kompagnon ist der argentinische Keyboarder Didi Gutman, der etwas von unterschiedlicher Klangkolorierung versteht. Den leichtfüßigen Jazz-House-Groove in „All About Us“ hat er sich zum Beispiel von Matthew Herbert abgehört. „Last Call“ ist ein Popsong mit möglicher Breitenwirkung, für den man sich Cars-Fahrer Ric Ocasek als Produzenten ins Studio holte. „Le Territoire“ klingt mit Steel-Drum-Sounds schön hysterisch. Leichte Tango-Verweise kann sich Gutman natürlich auch nicht verkneifen. Ist also alles schön bunt hier. Der große Überraschungseffekt, der sich bei dem nach der Band benannten Debüt einstellte, mag dabei nicht mehr so ganz die Rolle spielen. Klassisches Nachfolgealbumschicksal. Bombig unterhalten fühlt man sich durch den kosmopolitischen Dance-Pop der Brazilian Girls aber immer noch.