Brad MehldauTrio – Live

Die Jazz-Enzyklopädie des Pianisten reicht von B wie Bossa Nova über O wie Oasis bis S wie Soundgarden. Brad Mehldau gilt als Romantiker vor dem Herrn. Wenn er sich über die Tastatur beugt, als ob er sich zwischen den Tasten verkriechen möchte, meditiert er sich in ferne, melancholische Balladen-Welten. Und selbst wenn er die Pace etwas anzieht, schwingt bei ihm ein Seelenzustand mit, der es sogar zum (deutschsprachigen) Titel einer Mehldau-Komposition geschafft hat: „Sehnsucht“. Was für seine solistischen Klavier-Exkursionen bis heute zutrifft, machte bis 2005 auch den Grundton seines Trios aus. Seitdem aber Jeff Ballard den Kollegen Jorge Rossy am Schlagzeug ersetzt hat, hat das dreiteilige Herz-Rhythmus-Getriebe neuen Schwung bekommen. John Coltranes „Countdown“ etwa wird da mit kernigem Punch und virtuosen Klaviersprints in den Teilchenbeschleuniger geschubst. Der Bebop-Klassiker“C.T.A“ von Jimmy Heath strotzt nur so vor swingendem Glamour im Gemeinschaftsverbund und einer ansteckenden Ideenflut in den Solo-Improvisationen. Im Oktober 2006 machte das Brad Mehldau Trio im geschichtsträchtigen NewYorker Village Vanguard erfolgreich die Probe aufs Exempel, als es diese Jazz-Standards mit offenem Visier anging. So frönte man andererseits ausgiebig Mehldaus Leidenschaft für Pop-und Rocksongs. Ob es nun „Wonderwall“ von Oasis oder „Black Hole Sun“ von Soundgarden ist-wie schon bei seinen Coverversionen von Radiohead und Paul Simon verwandeln sich diese musikalischen Gegensätze in sanfte, stimmungsintensive Jazzlieder ohne Worte. Hier wie auch in „O Que será“ des Bossa-Nova-Gurus Chico Buarque herrscht dann eine Leichtigkeit im Poetischen, eine inspirierende Beredtheit im Zusammenspiel, wie man sie nur noch selten zu hören bekommt.

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