Boys Noize – Power

Electro-Rock, immer noch auf die 12, aber mit einem musikalischeren, melodischeren und experimentelleren Ansatz. Die jüngere Popgeschichtsschreibung ordnet 01 01 01, das erste Album von Boys Noize, ganz zu Recht neben den Debüts von Justice (t),Simian Mobile Disco (ATTACK DECAV SIBTAIN RELEASE) und Digitalism (IDEA1ISM) als eine der definierenden Platten des Musikjahrgangs 2007 ein und auch als grundlegendes Werk des Electro-Rock, des rockenden Techno. In seiner ballernden Konsequenz ging 01 01 01 sogar noch weiter als das Debütalbum von Justice und war somit nicht unbedingt die Platte, die man zum Entspannen am Feierabend im Wohnzimmer aufgelegt hat. Boys Noize aka Alex Ridha, 26-jähriger Produzent und DJ aus Berlin, hatte es sich leicht machen können mit dem Nachfolger und mit Aufgüssen von Tracks wie „& Down* und „Lava Lava“ die Erfordernisse des Clubs erfüllen können. Das tut er zwar teilweise mit POWER, aber dieses Album geht tiefer. „Nott“ etwa, das im Refrain behauptet: „/ am not techno“, ist das genaue Gegenteil von not techno und auf dem besten Weg, ein Clubhit zu werden. Im Track „Nerve“ dagegen dürfen sich minutenlang organisch-atmosphärische Texturen impressionistisch ausbreiten, bevor sie kunstvoll von, ja, Boys Noize überlagert werden. Vor allem zum Ende des Albums hin verfolgt Boys Noize einen musikalischeren, melodischeren und experimentelleren Ansatz. Ansonsten ist dem, was die nervenden (Vocoder-)Stimmcn alle 30 Sekunden über die Musik auf der Promo-Vorab-Anti-Internet-Piraterie-CD labern, nichts hinzuzufügen: “ This is a promoüonal copy ofthe Neil! Boys Noize album POWER. Brought to you by Boysnoize Records. GoodStuff!“