Boss Hog

Brood X

Bronzerat/Soulfood

Immerhin in einzelnen Momenten beleben die New Yorker Punk-Blues-­Veteranen die alte Magie.

Die Antwort auf die wichtigste Frage gleich zu Beginn: Nein, diesmal gibt es keine nackte Cristina Martinez auf dem Cover. Obwohl: Vielleicht ist das ja ihr Rückgrat, das das unscharfe Cover von BROOD X ziert. Und weil wir schon mal dabei sind, gleich die Antwort auf die zweitwichtigste Frage: Ja, Boss Hog beweisen durchaus Rückgrat auf diesem, ihrem ersten Album seit sage und schreibe 17 Jahren.

Der New Yorker Band um die mittlerweile 44-jährige Sängerin Martinez und ihren Gitarre spielenden, nun auch schon 51-jährigen Ehegatten Jon Spencer gelingt ihr immerhin in einzelnen Momenten von BROOM X, die alte Magie ihres einzigartigen Punk-Blues wiederzubeleben. Dann knacken und knistern die alten Röhrenverstärker verführerisch, dann knirscht der Dreck zwischen den Harmonien, dann klingt es mal wieder, als säße die Rhythmusgruppe in einem Müllcontainer fest.

Grundsätzlich muss man aber leider feststellen: Abgesehen von Ausnahmen wie „Formula X“ oder „Rodeo Chica“ klangen die von Spencer einst patentierten Alarmgitarren schon einmal gefährlicher, waren die Synkopen entschieden schärfer gesetzt, und der Gesamteindruck entschieden räudiger. Nicht, dass Boss Hog nicht immer noch einen mächtigen Lärm veranstalten könnten, aber ihre Idee von Rock’n’Roll klingt auf BROOD X ein wenig zu oft wie das Auslaufmodell, das er heutzutage nun mal ist.

Natürlich ist die Geschichte des ewigen Liebespaars Martinez und Spencer trotz aller Patina immer noch hinreißend, natürlich verfängt ihre Bonnie-&-Clyde-Attitüde auch nach all den Jahren immer noch, aber musikalsich entwickeln die Punk-Blues-Veteranen den sexy Groove, der einen früher stets zuverlässig durch die Phasen trug, in denen Spencer sich im Lärm zu verlieren drohte, leider nur noch selten. Stattdessen kündigt Martinez nun gehetzt singend an: „You’re on the clock/ You got to rock.“ Früher hätte so eine Zeile in ihrer elefantenhaften Unmittelbarkeit den Geist des guten alten Rock’n’Roll transportiert. Heute es ist zu befürchten, dass die Zeit für genau diese Idee von Rock’n’Roll bald endgültig abgelaufen ist.

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