Bonaparte

Too much

LoFi-Patchwork-Prachtstück von allen Musiken mit dem Präfix Electro. Aus Berlin. Woher sonst?

Die in Berlin sind ja sooo weit. Haben alle sanierte Altbauwohnungen mit Parkettboden und Hinterhof. 320 Euro warm. Im Jahr. Und hängen sich Flip-Flops an die Ohren. Echt, so laufen die jetzt rum. In Berlin. In ihren Hinterhöfen. Crazy, nicht? Ist so ein Underground- Ding, das verstehst du nicht. Bis das dann wieder bei uns ist, das kann dauern. Berliner-weit-vorne-Klischees werden meistens von Hamburgern, Kölnern und Münchnern verbreitet, um die Provinzialität ihrer Heimatstädte zu unterstreichen. Berliner haben das nicht nötig, die wissen, dass sie nicht mit Flip-Flops an den Ohren herumlaufen. Was nichts daran ändert, dass Skepsis angebracht ist, wenn mal wieder das aufregendste Ding im Berliner Underground annonciert wird: Bonaparte, eine Chicks-On-Speed-artige Posse um den Nachnamen-losen Schweizer Tobias,die auf ihren Pressefotos in Kostümen, circa kurz nach der Französischen Revolution, posiert. Bonaparte bedient sich bei allen Musiken mit dem Präfix Electro (-Clash, -Punk). Da sind dann Shitdisco nicht weit, und Crystal Castles, aber auch Liam Lynch nicht, das 0.5-Hit-Wonder(„Whatever“) und Absolvent von Paul Mc-Cartneys „Liverpool Institute For Performing Arts“. Bonaparte klaut nicht nur Attitüden und Stimmungen auf seinem Album, sondern ganze Songfragmente, die aber dank der LoFi-Produktion schwer identifizierbar bleiben. Was aber das Vergnügen an diesem DIY-Laptop-Gitarren-Geschepper nicht schmälert. Mindestens ein Superhit ist hier auch drauf: „Ego“ wird demnächst die lndie-Discos der Republik in ihren Grundfesten erschüttern. VÖ: 19.9.

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