Bob Mould – District Line

Viele Jahre nun ist er schon das viel geliebte Sorgenkind des Indie-Rock: Bob Mould gehört der Liga Musiker an, auf denen auf ewig der Fluch ihrer alten musikalischen Übermenschlichkeiten zu liegen scheint. Wie viele seiner Schicksalsgenossen, versuchte auch er folgerichtig, sich von den Erwartungen zu lösen, Abstand zu gewinnen und mit etwas völlig anderem von vorn anzufangen. Nur um sich heute wieder anzunähern. Seit fast 15 Jahren wird jegliche musikalische Aktivität des sympathischen Hardcore-Punk-Pioniers an seinen großen Zeiten mit Hüsker Du und seinen beiden genialen ersten Soloalben gemessen. Wird er je ein zweites so trocken hingerotztes „Makes No Sense At All“, ein so beschwingtes und zugleich so ernstes „See A Little Light“ oder ein Drama wie „Brazilia Crossed With Trenton“ hinbekommen, fragt man sich nun schon all die Jahre. Was kann der arme Bob da noch machen? Auf seinem neuen Album tut er jedenfalls alles, was ihm im Moment möglich ist. Moulds therapeutisch wohl befreiende, aber musikalisch sehr unglückliche Reise in die Untiefen des Elektro, aus der neben Remixen für Depeche Mode und Interpol nur ein paar irritierend schwache Platten hervorgingen, scheint so gut wie beendet. Stellenweise flackert auf DisTRicT line sogar sein altes Genie auf: seine Songs wie kleine private Kämpfe klingen zu lassen, leidend, aber nie eitel. „The Silence Between Us“ und das Lemonheadshafte „Very Temporary“ zeigen sein präzisestes Songwriting seit Sugar-Zeiten, „Stupid Now“ erinnert in seiner naiven Emotionalitätan die guten Anfänge des Alternative Rock, das getragene „Old Highs New Lows“ ist immerhin seine beste Ballade seit Langem. So mancher monoton dahinplätschernde Song auf dieser Platte ist deshalb nur halb so schlimm. Stellte man sich Mould auf einer Reise aus der Wüste an die kalifornische Küste vor, dann ist er mit DisTRicT line zwar noch nicht in LA., aber schon in Palm Springs eingetroffen; ein kurzer Trip vom Meer entfernt.

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