Bob Dylan :: Together Through Life

Americana-Nostalgie mit Tex-Mex-Flair: Dylan gibt genüsslicher denn je den knurrigen Alten.

Nein, es ist diesmal nicht „das lang erwartete Bob-Dylan-Album“. Schlicht, weil der Vorgänger MODERN TIMES noch nicht mal drei Jahre auf dem Buckel hat und mit TELL TALE SIGNS gerade erst eine Outtakes-Compilation auf den Markt kam. Gerüchten zufolge war das neue Baby auch noch nicht geplant: Dylan lieferte für einen neuen Film des Regisseurs Ohvier Dahan die süffige Ballade „Life Is Hard“ und spürte angeblich mit einem Mal einen solchen Kreativschub, dass im Handumdrehen neun weitere Songs eingespielt waren. Sei’s, wie’s sei, TOGETHER THROUGH LIFE zeugt vom selben nostalgischen Geist, der auch schon LOVE & THEFT (2001) und MODERN TIMES prägte. Nur, dass die Retro-Sause diesmal überwiegend etwas gemächlicher vonstatten geht und ein Stück nach Südwesten führt: Neben Dylans Tourband und den Heartbreakers Benmont Tench und Mike Campbell war auch Los-Lobos-Chef David Hidalgo im Studio – und dessen Akkordeon darf den zehn Stücken ein mal mehr, mal weniger dominantes Tex-Mex-Aroma verpassen. Mit dem deftigen Rockabilly-Groove von „Bcyond Here Lies Nothing“ geht’s los, danach schwingt das Pendel mal mehr in Richtung Howlin‘ Wolf („Mv Wife’s Home Town“), mal mehr in Richtung New Mexico („Life Is Hard“, „Forgetful Heart“). Das Verblüffendste an allem: wie unverblümt romantisch (bei aller Skepsis in den diesmal knapperen Texten) sich Dylan hier mitunter gibt, wie genüsslich er seinen knurrigen Sarkasmus ausspielt, vor allem ganz am Schluss, wenn im ironischen „It’s All Good“ das Tempo doch noch mal angezogen wird. Ist es beginnende Altersmilde?