Blockflöte des Todes :: Wenn Blicke flöten können

Wannsee Records/Sony Music

Die Geburt eines komischen Singer/Songwriters.

Am besten hat mir die Postkarte mit der Aufschrift „Blockflöte nervt!“ gefallen, die dieser CD beiliegt. Gegen das im Rock und Pop wenig beliebte Holzblasinstrument hätte eingentlich keine weitere Protest-Kampagne mehr ausgerufen werden müssen, doch zuletzt meldete die Flöte im Freak Folk zarte Ansprüche auf ein Comeback an, ja, sie diente sogar einer durchweg stilsicheren Band wie den Goldenen Zitronen als Flugbegleitung: „Wir verlassen die Erde als enttäuschte Herde“. Musikalisch bleibt die Blockflöte des Todes eher am Boden, sie ist zwischen Funny Van Dannen, Bernd Begemann und der Balladen-Klasse der Hamburger Schule angesiedelt: ein Singer/Songwriter namens Matthias Schrei, der die Verantwortung für fast alles auf diesem Album übernimmt; Gesang, Gitarre, Bass, Wurlitzer, Klavier, Schlagzeug, Glockenspiel. Es treibt ihn schon mal bis zum Punkrock und Saccharin-Pop, der Großteil der Lieder ist aber ganz einfach um die akustische Gitarre gebaut, und zwar so, dass man der Komik des Autors und Liedermachers nicht mehr entkommen kann. Der Text macht die Melodie. Was durchaus in Ordnung ist hier. Matthias Schrei hat das Zeug, Pop-Slogans fürs Poesiealbum der Szene zu schreiben, er kann erklären, warum er bisher nie Sex hatte („Mädchenhaarallergie“) und warum er Rundfunkgebühren zahlt. Er kann wahrhaftige kleine Komplimente machen („Du bist so schön wie Heathrow, wenn auf London Regen fällt“), und er kennt sich in seiner großen Stadt aus: „Man müsste ein Mädchen sein in Berlin, jung und schön, man könnte ganz ohne Geld durch die Clubs ziehen“. Und einmal, einmal hören wir auch eine Blockflöte, die spielt aber Monika Lück, während Matthias Schrei von seiner Morgenurinkur singt. Das nervt, genau.

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