Black Codes

Zweiter Schwung der essentiellen Jazz-Interviews.

Anderthalb Jahre nach dem „Respekt!“ Läßt der Hörfunk- und Zeitungsjournalist Christian Broecking erneut bedeutende afroamerikanische Jazz-Aktivistinnen und -Aktivisten in Interviews zu Wort kommen, um den Status Quo dieser Musik in den USA zu erkunden. Waren es seinerzeit nur die Vertreter des“.New Jazz“, so sind nun auch Konservative gefragt. „Black Codes“ – der Titel spielt auf die gleichnamigen Südstaatengesetze an, die nach dem Bürgerkrieg äußerst diskriminierend Arbeitsrechte und -pflichten der „befreiten“ Sklaven regelten – erfüllt somit eine Art Forumsfunktion, indem es die zwei Hauptströmungen abbildet. Es zeigt aber auch, welch tiefer Riß durch die afroamerikanische Musik- und Kulturszene geht. Erbittert wird um die Definitionsmacht für den „richtigen“ Jazz gestritten, man läßt kaum ein gutes Haar an der jeweiligen Opposition. Die Konservativen um Wynton Marsalis und den Autoren Stanley Crouch werden auch im zweiten Band hart angegangen, können aber diesmal ihren Standpunkt ebenfalls vertreten. Der noch immer alltägliche Rassismus in den USA wirkt offensichtlich nicht als Klammer zwischen den einzelnen Schulen – vielmehr bezichtigen sich die Protagonisten gegenseitig des Verrats an der afroamerikanischen Sache und der Kollaboration mit den herrschenden Weißen. Neben interessanten Fakten zu einzelnen Entwicklungen arbeiten die elf Interviews vor allem die gesellschaftspolitische Dimension des Jarz gul heraus, die alle Befragten in ihren Statements immer wieder in den Vordergrund stellen.

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