Bill Wells :: Lemondale
Domino/Good To Go
Avantgarde: Bill Wells entdeckt auf einer Reise nach Japan den Humor.
Vielleicht muss man wie Bill Wells Autodidakt sein, um so vorurteilslos Musik machen zu können. Mit Lemondale jedenfalls beweist der Schotte, der schon mit Musikern wie Kevin Ayers, Isobel Campbell und dem deutschen Elektroniker Stefan Schneider zusammengearbeitet hat, dass er sein eh schon breites Spektrum noch einmal ausgeweitet hat, diesmal bis in den fernen Osten. Aufgenommen in Japan mit dem mittlerweile in Tokio lebenden Jim O’Rourke, vor allem aber mit lokalen Musikern wie dem Pianisten Satoko Fujii, dem Avantgarde-Duo Tenniscoats, der Sängerin Nikaido Kazumi und dem Klangexperimentator Tetsuya Umeda kommt Lemondale zu so erstaunlichen wie unterschiedlichen Ergebnissen. „Mizu Tori“ sperrt japanischen Pop in einen rauchigen Jazz-Keller, „Courtin‘ Love“ entwickelt mit jammerndem Saxofon und sehnsüchtigem Gesang eine Chanson-Stimmung, „Piano Rolls“ setzt sich knuspernd und stolpernd mit Neuer Musik auseinander, und in die Kindermelodie von „Effective Demand“ bricht ein atonales Klirren ein, zieht sich aber schnell zurück, als sich das Stück nicht weiter darum kümmert. Gemeinsam haben alle Tracks nur eines: einen mal feinen, mal aufdringlicheren Humor, der aber nie auf Kosten der kulturellen Eigenheiten geht.
Key Tracks: „Toon City“, „Effective Demand“
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