Bill Pritchard

Mother Town Hall

Tapete/Indigo

Endlich wieder da: Der weltläufige Brite macht einfach den schönsten Indie-Pop auf der Insel.

Er ist wirklich kein Typ, der sich groß produziert. Bei Bill Pritchard hört es sich so an, als ginge alles ganz natürlich vonstatten. Das war schon 1991 der Fall, als er das unvergessene, von Ian Broudie aufgenommene Album JOLIE auf den Markt brachte. Das ist auch jetzt wieder so, wenn er den Reigen mit „Saturn And Co.“ einleitet. Diese geschmeidige Easy-Listening-Haltung, der gefühlvolle Vortrag des Verführers und der perfekt sitzende La-La-La-Gesang der Begleiter ergeben einen Song, mit dem Pritchard die Leute sofort auf seine Seite zieht.

Er hätte mit solchen Einfällen in den Jahren des Britpop eine wichtige Rolle spielen können, die Anlagen dazu hatte er. Aber dieser Mann war nie groß an der Förderung der Reize seiner Heimat interessiert und ist es auch heute nicht. Im Gegenteil, mit „Mont St. Michel“ lobt er die Sehenswürdigkeiten auf der anderen Seite des Kanals, in diesem Fall einer pittoresken Felseninsel in der Region Basse-Normandie.

Vielleicht nicht von ungefähr, feiert der im UK annähernd Unbekannte seine Erfolge doch in Frank­reich. Aber auch die USA haben für ihn Lobenswertes hervorgebracht, etwa die Frau, um die es in „Vampire From New York“ geht. Und hat das romantische Schwärmen und das Pianospiel in „Déjà Vu Boutique“ nicht eine Menge mit Richard Hawley gemein? Unglaublich eigentlich, dass Pritchard auf das alles in Burslem kommt, einem Stadtteil von Stoke-On-Trent. Die Stadt gehört zu den raueren auf der Insel, aber dieser Songschreiber schafft dort mit seinen Begleitern Inspiration für Schauplätze voll sanft eingesetzter Magie.