Bill Frisell – History, Mystery

Keiner konnte in den letzten zwei Jahrzehnten schneller den Schalter umlegen als der Workaholic Bill Frisell. Von Avantgarde-Jazz(bei John Zorns Naked City) über Pop (Elvis Costello) bis hin zu Hardbop und Bluegrass hat Frisell mit seinem auf Anhieb identifizierbaren Gitarrensound ziemlich alles durch, was auf Gottes Erde an Musikteilchen rumschwirrte. Wer jetzt die auf eine Doppel-CD verteilten 30 Stücke in einem Zug anhört, dem wird manches bekannt vorkommen. Frisells Faible für wiegenden Blues und für sphärisch ausgekleidete Klangräume, seine wabernden, mit Country-Schlagseite daher kommenden Single-Notes und minimalistischen Gitarren-Synthie-Experimente-das ist im Groben das Vokabular von HISTORY, mystery, dessen Wurzeln vorrangig auf zwei Projekte zurückgehen. Vieles von CD 1 entstand für einen künstlerischen Dialog mit dem Maler und Comic-Autoren Jim Woodring 2002. CD 2 basiert auf Kompositionen für die Radiosendung „From The Heart Of The Land“. Und zwischendurch tauchen Livemitschnitte von 2006 auf. An den Grundfesten des Jazz wurde aber dann doch nicht gerüttelt. Im Gegenteil. Trotz der unendlich vielen Dialekte, die von Astor Piazzolla überein leicht angerocktes Zusammentreffen mit dem malinesischen Gitarristen Boubaca Traore bis hin zur Coverversionen von Thelonious Monk und Lennie Tristano reichen, besitzt dieses Album eine in sich ruhende Poesie-die auf Dauer etwas ermüdend wirkt. Wenigstens die kammermusikalischen Konzentrate von CD 2 erinnern bisweilen an jene Zeit, als Frank Zappa seiner klassischen Ader freien Lauf ließ.

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