Bill Evans – The other side of something

Bill Evans ist ein anerkannter Saxofon-Sprinter. Nun aber hat der ehemals von Miles Davis protegierte Experte für flockiges Jazzhandwerk ein neues Talent in sich entdeckt. Zum ersten Mal präsentiert er sich als Sänger-was er allein schon deswegen nicht schlecht macht, weil sein geschmeidiges Timbre dem vom Pop-Piano-Barden Bruce Hornsby durchaus ähnlich ist. Das ist jedoch leider auch die einzige Überraschung auf einem Album, mit dem Evans mal wieder viel wollte. Doch wie schon auf dem Vorgänger soutGRASS reicht es nicht nur aus, einmal mehr mit handverlesenen Kompagnons zu protzen. Gerne würde man im Laufe der elf Tracks mehr als nur das altbekannte Fusion-ABC erleben. Zugegeben: Der klassisch mit Jazz. Funk und Soul eingestellte Gleichlaufmotor funktioniert schlichtweg brillant. Bluegrass-Ikone Bela Fleck macht dabei mal wieder seinem Ruf als Paganini des Banjos alle Ehre. Grooveminister Dennis Chambers sorgt am Schlagzeug zwischendurch für metrische Gimmicks. Und wenn Randy Brecker in „Kinda Green“ in die gestopfte Trompete tratet, kann man das immerhin als stilsichere Hommage an Meister Miles durchgehen lassen. Dennoch ist das. was da verschwenderisch an Skalen- und Rhythmusarbeit geleistet wird, von der kompositorischen Substanz her kalter Kaffee. Evans‘ mal soft-elastischer, mal virtuoser Sax-Ton bietet keine Überraschungen. Solche Retorten-Fusion mag bei denen auf Zuspruch stoßen, die sich bei Klaus Doldinger prächtig amüsieren. Die anderen wenden sich gähnend ab.

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