Bill Bruford’s Earthworks – Random Acts Of Happiness
Bill Bruford, jener hoch aufgeschossene Mann, der einst als Mitgründer von Yes und später als Drummer bei King Crimson, Genesis und Gong zentrale Kapitel der Art-Rock-Historie mitschrieb, lebt seit Jahren ein neues künstlerisches Leben: Mit seiner Gruppe Earthworks, die er in immer neuen Personalkonstellationen an immer neue musikalische Experimente heranführt, spielt Bruford heute eine interessante Rolle im europäischen Jazz: als Schlüsselfigur einer sich noch weitgehend im Stillen erholenden Fusionszene. Schuld an dem schlechten Ruf, den das Genre heute hat, sind vor allem Sessionmusiker-Formationen an der US-Westküste, die seit Mitte der Achtziger auf unzähligen Alben hohles Virtuosentum mit naiver Begeisterung für modische elektrische/elektronische Klanggimmicks verbanden. Earthworks zeigt, dass es auch anders geht: Bei Bill Bruford, dem Saxofonisten/Bassklarinettisten/Ouerflötisten Tim Garland, dem Pianisten Steve Hamilton und dem Bassisten Mark Hodgson hingegen ist die Virtuosität nie Selbstzweck, sondern die Grundlage für gelegentlich atemberaubend elegante Brückenschläge zwischen europäischer Harmonik, Bop-Traditionen und lateinamerikanischer Polyrhythmik. Der im Lauf von zwei Clubnächten im vergangenen Sommer in San Fran-“ cisco entstandene Mitschnitt zeigt das rein akustisch besetzte und famos aufeinander eingespielte Quartett ausschließlich mit Eigenkompositionen. Dabei profiliert sich Garland als zum Lyrischen neigender Melodiker mit leicht unterkühltem Ton, Hamilton schichtet kraftvolle Akkorde, und Bruford führt das Ensemble mit einer verblüffenden Mischung aus Leichthändigkeit, Kraft und Präzision auch in ungewöhnlichsten Taktarten. Hier steht der Begriff „Fusion“ einfach nur für maximale stilistische Offenheit und Musikalität.
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