Big Thief

Capacity

Saddle Creek/Cargo

Bewegende Lieder aus einem bewegten Leben: das zweite Album der Indie-Folk-Band aus Brooklyn.

Wenn man „Mythological Beauty“, dieses zart hingehauchte Stück von Big Thief hört, stellt man sich dabei vieles vor – aber bestimmt nicht Sängerin Adrianne Lenker, die einen sterbenden Weggefährten durch den Schnee schleppt. Die bei einer kultischen Gemeinschaft Zuflucht findet. Und dann ihrem Begleiter mit einem Dolch den Unterleib aufschlitzt, um darin zu verschwinden. Doch genau das ist es, was im Video zu „Mythological Beauty“ passiert. Es ist eines dieser überwältigend persönlichen Lieder, die schon das Debüt von Big Thief aus dem vergangenen Jahr auszeichneten.

Lenker hat viel erlebt: Die ersten vier Jahre ihrer Kindheit verbrachte sie in einer Sekte, die nächsten vier als Nomadin. Der Vater versuchte, sie zum Kinderstar aufzubauen. Lenker schaffte es, sich auch davon zu befreien, und gründete eine Band. Musik hat für sie therapeutische Qualitäten. In „Mary“ singt Lenker: „My brain is like an orchestra playing on insane.“ Aber was nach außen dringt, klingt gar nicht verrückt. Auch auf CAPACITY sind es klassische Melodien, die an Gordon Lightfoot oder Elliott Smith erinnern, die gelegentlichen Rock-Boosts sind verschwunden. MASTERPIECE hieß das erste Album. Das zweite ist nahe dran, diesem Titel gerecht zu werden.

Klingt wie: Sharon Van Etten: Are We There (2014) / Laura Marling: Short Movie (2015) / Angel Olsen: My Woman (2016)

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