Biffy Clyro – Infinity Land

Dieses Album ist von hohem wissenschaftlichem Interesse. Sofern es einen Wissenschaftler interessiert, wie die aufregende, doch leider nur äußerst selten zu beobachtende Metamorphose von halbmodernem Techno zu vollmodernem Hardcore funktioniert. Der geneigte Forscher möge sich bitte die ersten anderthalb Minuten des Openers „Glitter And Trauma“ anhören und staunen. Gern auch: weiterstaunen, denn Anlässe liefern Biffy Clyro hier genug. Ein gutes Stück ihrer Liederschreiberei könnten die drei jungen Männer aus Glasgow (wenn auch Genre-fern) bei Brian Wilson, ca. PET SOUNDS und SMILE, abgeschaut haben. Komm weg vom Chorus-Refrain-Chorus-Einerlei, schreib Songs mit einem halben Dutzend Hauptfragmenten – oder am besten gleich Miniopern! Und sieh dabei bloß zu, dass du nie allzu lange auf der Stelle trittst: Stell deinen Wutorgien mit Doublebass und hochhaushohen Gitarrenwänden („Only One Word Comes To Mind“] froh machende Handclaps entgegen I.Wave Upon Wave Upon Wave’l, und bevor du dich um Kopf und Kragen krähst („Strung To Your Ribcage“], lass Bass und Wah-Wah Vortritt („My Recovery Injection“), feisten Trompetensätzen („The Weapons Are Concealed“) und schweren, tieftraurigen Piano-Harmonien („The Atrocity“). Wenn einem Song dann mal die zündende Idee fehlt (zum Beispiel „Got Wrong“) oder auf halbem Weg die Luft ausgeht, ist’s nicht so schlimm. Denn: Entdecken wird dein Zuhörer auf INFINITY LAND viel mehr, als er beanstanden kann. Auch ganz ohne wissenschaftliches Interesse.

www.biffyclyro.com