Beyoncé – B’Oay

Anlässlich des ersten Beyonce-Albums DANGEROUSLY IN luve hatten wir vor drei Jahren herumgemeckert: Wäre das Album nur halb so lang, wäre nach circa sieben Songs Schluss gewesen, wäre es eine runde, knackige Mid- bis Uptempo-Funk-Sache geworden. Wäre, wäre, wäre. Aber danach kam dieser ganze Balladen-Schmarrn, den man so haben muss, im „zeitgemäßen“ R’n’B. Wir gehen davon aus, dass Beyonce die Kritik im Musikexpress nicht gelesen hat, aber trotzdem hat sie den Wunsch nach einem kürzeren Album erfüllt. B’DAY ist „nur“ elf Songs und 55 Minuten lang. Man muss sich schon ein bisschen durcharbeiten, um herauszufinden, ob Beyonce sich diesmal für die bessere Hälfte entschieden hat. Zum Beispiel durch die Single „Deja Vu“ (Featuring Jay-Z), die wie ein schlechter 90er-Jahre-Prince-Outtake klingt. Aber schon im zweiten Song, „Get Me Bodied‘, singt Beyonce wie eine große Funk-Diva aus den 70ern. Dann bleibt’s minimalistisch und elektro-funky. „Suga Mama“ mit einem schönen Funk-Gitarren-Lick. Oder „Upgrade U“ (wieder mit Jay-Z) mit seinen Handclaps und der bauchwand-durchdringenden Bassline. Oder „Ring The Alarm“, das in seiner Reduziertheit trotzdem mitten auf die 12 trifft. B’DAY wird nach hinten raus nicht unbedingt schlechter. Bis auf „Kitty Kat“, das mit einem 80er-Sequencer die Nerven tötet, und bis auf den Schlager „Irreplaceable.“ Produktionstechnisch ist das natürlich auf der Höhe der Zeit. Hier sitzt jeder [elektronisch generierte] Ton. Nicht erst seit Kelis wissen wir, dass sich der „zeitgemäße R’n’B zur mainstreamigen elektronischen Musik so verhält wie der UndergroundHip-Hop zur Intelligent Dance Music. Aber in all der Sauberkeit und wohlkalkulierten Inszenierung erhärtet sich der Verdacht, dass da jemand nur jemanden spielt, der die ganze Emotionspalette draufhat.