Beth Orton, Comfort Of Strangers

Jim O’Rourke hat der britischen Songwritenn bei der Installation eines Fahrtrichtungsanzeigers maßgeblich geholfen.

comfort OF strangers könnte als Beth Ortons Rhythm’n’Blues-Platte in die Nachschlagewerke des Britpop eingehen. Immer ist da ein Piano, das sich um die Melodien dreht, die schlecht geschlafen zu haben scheinen, aber jetzt, da sie nun mal auf den Beinen sind. Fahrt aufnehmen. Erstmal ’nen Kaffee, Belh! „Shopping Trolley“ ist der schönste, rollendste unter den neuen Frischmachern von Mrs. Orton. Beth Orton spielt auf dieser Platte die Gitarre, das Piano und die Mundharmonika, Jim 0 Rourke ist kaum auf der Gitarre zu hören, dafür umso mehr am Baß und am Piano. Und Tim Barnes (Wilco, Silver Jews] stellt sicher, daß die Drums so dezent wie möglich und so präsent wie nötig gesetzt sind. Vier Alben in zehn Jahren – das verweist entweder auf Ideenarmut oder künstlerische Sorgfaltspflicht. Bei Beth Orton trifft vermutlich letzteres zu. Auf ihren bisherigen Alben Trailer park, central Reservation und DAYBREAKER war schwerlich ein Richtungsanzeiger zu entdecken, die Britin konnte sich formvollendet in all ihren Fünf-Minuten-Terrinen aus Folk. Esoterik, Elektronik und Kammermusik verlieren. Wohin würde die Orton auf dem Feld der ORourke-Soundsignaturen steuern? Und ohne den Haufen Freunde und Zuträger, die sonst auf ihren Platten auftauchen (William Orbit, Johnny Marr, Ben Watt, Terry Gallier, Ryan Adams)? comfort OF stransers ist zugleich kleiner und größer geraten als die Vorläufer, eine leichtfüßige, luftdurchlässige Bandplatte, in der die Kleider der Dame so manchen reizenden Aufwind finden. Einmal verwandelt sich Orton auch in Patti Smith. Patti Smith als Mädchen, das minutenlang „Go your way my love“ ruft und vom Leben so viel will, daß das gar nicht in ein Lied geht. Es gibt aber Lieder auf dieser Platte, in die paflt ein ganzes Gemälde von Caspar David Friedrich.

www.bethorton.co.uk