Bernadette La Hengst
Wir sind die Vielen
Trikont/Indigo
Come Together mit Funkrock und Oud. So darf ein politisches Pop-Album 2019 klingen.
Die Strategien gegen Rechts, die Bernadette La Hengst in der Berliner Künstlerinnen-Gruppe „Die Vielen“ mitentwickelte, sie beginnen ganz eigendynamisch auf diesem Album zu laufen, in einer Art Come Together, einem gut verswingten Einhaken in der Gruppe, das nur hüftsteifen Avantgardisten nicht zupass kommen wird. „Geht auf die Straße, zeigt Euer Gesicht, jetzt erst Recht“.
Die Ansage gegen Populismus und Rassismus, für Kunstfreiheit und den zukunftsorientierten Umgang mit dem Klima erhält einen Beinahe-Funkrock-Groove, der Refrain könnte einem „Give Peace A Chance“-Musical der 1970er entstammen. So weit hinaus hat‘s die Sängerin mit der schlagenden Punkpop-Vergangenheit noch selten getragen. Sie bringt nun technoide Grooves aufs Tablett („I Am Art“), lässt den Affen nicht weit vom Stamm tanzen („Europa ist die Chance von Utopia“) und die Oud der libanesischen Musikerin Youna Saba in Songs erklingen, die einer musikalischen Spurensuche nach ihren Eltern geschuldet sind, die in den 1960ern in Beirut lebten.
AmazonBernadette La Hengst steppt mit zahlreichen Gastmusikern in neue musikalische Destinationen, behält aber den politischen Output jedes Schrittes im Blick – die Vorsängerin einer Bewegung. Eine mehrheitsfähige Wahl für das, was Pop anno 2019 noch auf der Straße bevorsteht.