Benjamin Gibbard
Former Lives
City Slang/Universal 15.10.
Americana: Der Frontmann von Death Cab For Cutie auf der Suche nach den naheliegendsten Melodien.
In einem anderen Leben heißt Benjamin Gibbard bloß Ben und singt bei Death Cab For Cutie. Für sein erstes Solo-Album bevorzugt er die vollständige Schreibweise seines Vornamens. Auch musikalisch ist auf Former Lives vieles üppiger geraten, vor allem die stilistische Breite.
Während Death Cab For Cutie, die dem Vernehmen nach demnächst wohl für eine gewisse Zeit auf Eis gelegt werden, meist die gleiche Dramaturgie in ihren Songs benutzten, eine beständige Steigerung, die so gut wie nie zur Entladung kommt, dekliniert Gibbard nun mit Lust durch, was zwischen Singer/Songwriter-Schlichtheit, Americana-Klischees und Roots-Rustikalität noch zur Verfügung steht.
Die Grundlage sind zwar Gitarren, aber Country wird ebenso zitiert wie West-Coast-Rock, Surf-Sound, Hippie-Pop und Tex-Mex-Posaunen. Für die große Bandbreite mag verantwortlich sein, dass die Songs in den vergangenen acht Jahren entstanden sind. Gemeinsam ist ihnen aber, und das mag der Grund gewesen sein, warum sie nicht für Death-Cab-For-Cutie-Platten berücksichtigt wurden: ein geradezu gnadenloser Wille, die denkbar naheliegendste Melodie zu finden. So viel Gefallsucht muss einem nicht immer gefallen. Schön ist sie trotzdem.
Key Tracks: „Dream Song“, „Bigger Than Love“
>>>>>>>>>> Interview S. 12 im Heft