Ben Lee – Ripe

Was ist eigentlich aus dem US-amerikanischen-College-Rock geworden? Also aus jener späten kommerziellen Ausprägung (jetztmal nicht bei R.E.M. und Hüsker Dü anfangen…), die Anfang bis Mitte der 90er-Jahre auch die einheimischen Radiostationen heimgesucht hat? Soul Asylum? The Connells? Hootie&The Blowfish? Anyone? Wie dem auch sei, Ripe, das tatsächlich bereits sechste Album des australischen Songwriters Ben Lee,erinnertem wenig an diese Zeiten. Und das nicht, weil Lee herz-, zahn- oder bedeutungslose Lieder schreiben würde, die beste Anti-Raucher-Hymne aller Zeiten „Cigarettes Will Kill You“ geht auf sein Konto. Auch hinter seinen Kollegen beim Allstar-Trio The Bens (Ben Folds und Ben Kweller) musste er sich wahrlich nicht verstecken. Und auch auf ripe gibt es Songs mit genügend süßem Herzschmerz („Love Me Like The World Is Ending“), Teenage-Power-Pop-Drive („American Television“) und melancholischem Witz („What Would Jay-Z Do?“). Wenn da nicht einige zielgruppenrelevante Überlegungen gewesen wären, die zu einem leicht käsigen, musicalhaften Duett mit Hollywood-Singsternchen Mandy Moore geführt haben („Birds And Bees“). Und die Produktion von John Alagia (Dave Matthews Band, John Mayer), die Ben Lees Songs ein bisschen nach Anbiederung an die großen AOR-Radiostationen im Mittleren Westen und Süden der Vereinigten Staaten klingen lässt. Und bei uns? Wir werden die Songs nicht im Radio vorgesetzt bekommen, aber darauf, dass das über alle Zweifel und Arrangements erhabene, wunderschöne „Is This How Love’s Supposed To Feel?“ beim tragischen Heldentod des Staffelfinales eines US-Serienknallers zu Ehren kommen wird, kann man jetzt schon hoffen. Auf ein College-Rock-Revival wollen wir mal nicht hoffen.

www.ben-lee.com