Ben Khan
Ben Khan
Caroline/Universal
Debütalbum nach drei Jahren Funkstille: verschwommener Elektro-Pop mit Funk- und R’n’B-Einschlag.
Man fragt sich natürlich, wie es sein kann, dass ein hoffungsvoller junger Künstler 2014 und 2015 starke EPs rausbringt, dann aber mit dem Album einfach nicht um die Ecke kommt. Ben Khan war damals auf jeder Hotlist, das Momentum ist nun verschwunden. Doch den Londoner kümmert das nicht, er macht es beinahe wie die Sonnenuhr, zählt die wichtigen Stunden nur: Als sein Projekt wieder einmal stockte, besuchte er seinen Vater in Kashmir, um zur Ruhe zu kommen. Tracks wie „Monsoon Daydream“ reagieren darauf: urbane Unruhe gekreuzt mit Tablas, ein irrer Mash-up, wie auch das Stück „Our Father“, dem das christliche „Vaterunser“ zugrunde liegt, das musikalisch aber nach südasiatischem Wüstenblues klingt. „Fool 4 You“ ist ein superkurzer und zerschossener Track, der den Eindruck erweckt, als stehe Ben Khan in den Kulissen von „Blade Runner“ vor einer verschlossenen Discotür.
Das Ende einer intensiven Beziehung war Treiber dieses und anderer Stücke, entsprechen desorientiert klingt das Album stellenweise. Aber eben nicht immer: „a.t.w. (against the wall)“ ist druckvoller Neo-R’n’B, „2000 Angels“ Discomusik für Eremiten. Beim Graswurzelsoul von „The Green“ schleicht sich gegen Ende ein sensationelles Saxofon ins Klangbild, „Ruby“ entwickelt mit seinen exotischen Field Recordings und Khans an Blues und Funk geschulter Gitarre einen mysteriösen Sog – ein Track ohne Ort und Zeit, und damit das definitive Statement dieses Künstlers.
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