College-Piano-Pop für den Nachmittags-Latte in Brooklyn. Der Mann hat eben Geschmack.
Ich war mal in New York. Neben meinem Hotel befand sich ein klassisches Diner, wo ich jeden Morgen frühstückte. Eines Tages saß am Nebentisch Ben Folds und ich kombinierte messerscharf, dass ihn das TV-Team, das ich kurz vorher im Hotelfoyer hatte aufbauen sehen, interviewen wollte, und er sich deshalb vorher nebenan etwas Energie anfressen musste. Stichwort: Pancakes mit Bacon. Aber weit gefehlt,
AmazonFolds trollte sich in eine andere Richtung von dannen und ich blamierte mich später im Hotel vor einem Kameramann mit der lässigen Frage: „Hey, what are you guys up to?“ Ich hatte in den Monaten vorher das Ben Folds Album ROCKIN’ THE SUBURBS gesuchtet, aus persönlichen Gründen, und war nun begeistert von meiner Promisichtung, wollte wissen, was er da so promotete. Es löste sich nicht auf.
Ein American Songbook mit persönlichen, ironisch verbrämten Tracks
Seit 2015 hat Folds kein reguläres Soloalbum mehr gemacht, eher so Projekte mit A-cappella-Chören und Ähnlichem. Nun also WHAT MATTERS MOST. Wie’s klingt? Wie Ben Folds. Es ist wieder ein American Songbook mit persönlichen, ironisch verbrämten Tracks. Etwas bildungsbürgerlich und musikhochschulesk.
Aber kein Problem, wer Ben Folds will und mag, kriegt ihn hier eben auch wieder, was gar nicht so schlecht ist, denn er ist auf eine Of-Broadway-Art toll. Er weiß, wie seine Piano-Skills am besten zur Geltung kommen und liefert ab. Zuverlässig. Ich schätze das. Am besten ist das Stück „Winslow Gardens“, nur mal so als Tipp. Ben Folds gibt an, er sei von der Geschmeidigkeit Todd Rundgrens inspiriert und das hört man raus. Der Mann hat Geschmack.