Ben Folds – Live In Perth

Es ist kein Geheimnis, daß der Klavier-Freak aus Chappel Hill die großen Gesten mag: Oper, Musical, grandiose Balladen, kolossale Melodien. Je größer, desto besser. Bekanntlich hegt der Wanderer zwischen Pop und Broadway seit langem den Wunsch, mal selbst ein dickes Ausrufezeichen zu setzen. Da kommt Ben Folds das 83köpfige Western Australian Symphony Orchestra („this is my new band“) gerade recht – was zunächst einmal Schlimmes erahnen laßt. Da ist es angenehm, daß ihm der Ruf vorauseilt, nicht nur einen ausgeprägten Sinn für musikalisch Feingeschnitztes, sondern auch ein gehöriges Talent in Sachen Stand-Up-Comedy zu besitzen. Und so hüllt er Klassiker wie „Zak And Sara“, „Smoke“ oder „The Luckiest in flauschige Klanggewänder, bis man sich ziemlich gut vorstellen kann, was mit dem Sinnspruch „ein Himmel voller Geigen“ gemeint ist. Imposant erstrahlen viele Songs, verwegen dagegen Fotds kleine Improvisationen, beachtlich die Fülle der Harmonien. Eine kunterbunte Mischung aus Pop-Melodien, Jazz und Swing, übersetzt aufs Honky-Tonk-Piano, als habe man Joe Jackson und die Monthy Pythons gemeinsam in die Oper geschickt. Zum Glück gibt’s immer wieder diese kleinen absurden Ansagen und augenzwinkernden Texte mit schrägem Charme und Witz. Folds bearbeitet seine Tasten im Stehen Iwenn es sein muß, auch mal mit Nase, Ellenbogen und Füßen] und nimmt damit der großen Inszenierung viel von ihrer Dramatik. Das Ergebnis ist verblüffend: Selten 50 viel Gefühl erlebt, ohne im geringsten peinlich zu sein. Unerwartet schön.

www.benfolds.com