Bell Orchestre
House Music
Erased Tapes/Indigo (VÖ: 19.3.)
Das Ensemble aus Montreal baut aus Klangimprovisationen ein schickes Haus, in dem Musik alle Zimmer flutet.
Das Haus in der Popkultur, schönes Aufsatzthema. Es wird zu einem Ort mythischer Größe, in dem Jack Kerouac seinen Auftritt haben darf, von Madness feierlich erinnert und von den Talking Heads musikalisch abgefackelt wird. Und der Kritik dient das Haus als Metapher für das Zusammenkommen.
AmazonDie Musiker*innen des kanadischen Bell Orchestres bewohnten tatsächlich ein- und dasselbe Gebäude und betrieben klangliche Raumpflege auf verschiedenen Etagen: Richard Reed Parry (Bass und Gesang) und Sarah Neufeld (Violine) in einem hölzernen Schlafzimmer, Michael Feuerstack probte im Bad auf der Pedal Steel, Stefan Schneider auf dem Dachboden am Schlagzeug. Im Ess- und Wohnzimmer: Pietro Amato (Keyboards, Elektronik) und Kaveh Nabatian (Trompete, Gesang).
Das, was wir jetzt auf HOUSE MUSIC hören, setzt sich zu großen Teilen aus einer 90-minütigen Improvisation zusammen, die editiert und in Form gebracht wurde. Es geht um geile Stellen, Momente der Vertiefung, Klangforschungsauszüge, die im häuslichen Zusammenspiel ihren Weg suchten. „III: Dark Steel“ startet als Fiedel-Instrumental und wird später zum Drone, bei „V: Movement“ ist bereits ein orchestrales Chorwerk daraus geworden. Die Passagen neun und zehn „IX: Nature That’s It That’s All“ und „X: Closing“ lassen die Klangpracht in Ambient-Schleifen auslaufen. Die Musik flutet jetzt durch alle Zimmer gleichzeitig, das Haus gibt seine Geheimnisse preis.