Bell Orchestre
AS SEEN THROUGH WINDOWS
Erased Tapes (VÖ: 28.4.)
Das zweite Album der Kanadier ist ein Meisterwerk aus der Schule der erweiterten Rock-Orchester.
Tag der offenen Tür: „Open Organ“ heißt die Einladung beim Bell Orchestre, machtvoll und dynamisch, ein Fanfaren-Ritt durch die Welt, wie sie sich da draußen zeigt. Der via Download-Code erhältliche Bonus-Track zum zweiten Album wurde im Arcade-Fire-Studio „Petite Eglise“ aufgenommen (Tape-Machine-Manipulationen!) und bei John McEntire in Chicago (mit Saxofonist Colin Stetson!) fortgesetzt. Davor lag aber ein Songwriting-Prozess, der mit einer wohl atemberaubenden Aussicht verbunden war.
AmazonDie sechsköpfige Band aus Montreal hatte sich in einen Proberaum mit großen Fensterflächen in den Rocky Mountains zurückgezogen, wie Ausblicke und Klänge hier zusammenfanden, das dürfen wir auf diesem Werk erkunden. Das Bell Orchestre wurde 1999 von zwei späteren Arcade-Fire-Mitgliedern, dem Multiinstrumentalisten Richard Reed Parry und der Violinistin Sarah Neufeld gegründet und ging ein wenig im Sturm unter, den die Band von Win Butler bald entfachen sollte.
Hier und heute reklamieren diese 2009 erstmals veröffentlichten Songs einen Ehrenplatz in der Geschichte des alternativen Pop. Auf dem schmalen Grat zwischen Big Band und Postrock-Ensemble konnten Parry & Co. Instrumentals in Windstärke 9 spielen, sich in Ambient-Auen verlustieren, im Aufbrausen und Herunterfahren üben – das Himmelreich für Freunde von Textur und Dynamik. An den neun Original Tracks ist die Zeit abgefallen, sie führen diese rasende Lust am Zusammenspiel (Trompeten, Steel-Gitarren, Melodica und Elektronik) in die Gegenwart. Pluspunkt der Wiederveröffentlichung: drei starke Bonus-Tracks.