Beat Fräuleins – Female Pop in Germany 1964-1968 :: Große Freiheit/Bureau B/Indigo

In der Grauzone von Schlager und Beat sind in den 60er-Jahren wundervolle Popsongs in Deutschland entstanden.

Der Beat der 60er-Jahre, so scheint es im Rückblick, war eine ziemlich männliche Angelegenheit. Auch und gerade hierzulande, wo Bands wie die Rattles und die Lords die Vorbilder aus Großbritannien imitierten. Diesen Eindruck kann auch die Compilation Beat Fräuleins nicht wirklich zerstreuen, denn die allermeisten Protagonistinnen auf dieser Zusammenstellung mit dem Untertitel Female Pop In Germany 1964-1968 kommen aus dem Schlager. Ausnahmen von der Regel sind Joy & The Hit Kids, die erste Band von Soulröhre Joy Fleming, und Inga Rumpf, die den Sonny-&-Cher-Hit „The Beat Goes On“ eindeutscht. Die beiden stechen mit ihrem dreckigen, am Blues orientierten Gesang hervor aus einer Armada an Schlagersternchen, die weiter glockenhell und gerade singen – wenn auch nicht mehr nur von der Liebe. So beklagt etwa Dominique ein trauriges Dasein als „Schlüsselkind“ und Caterina Valente fasst in „Kismet“ das existenzialistische Lebensgefühl und das Selbstvertrauen der neuen Generation griffig zusammen: „Ich tu vielleicht das Falsche, aber kehre doch nicht um.“ Auch Wencke Myhre, die Jacob Sisters, Chris Doerk und die vielen anderen, unbekannteren Interpretinnen erweiterten den Schlager zwar mit Soundexperimenten und forscheren Inhalten, aber, das macht Beat Fräuleins deutlich, verlassen ihn eben nicht wirklich. In der Grauzone zwischen diesen Genres entstand allerdings eine ungeahnte Freiheit, die weidlich genutzt wurde – und einige wundervolle Popsongs hervorbrachte.