Beach Boys :: Endless Harmony

Retrospektive einer Schicksalgememschaft, die Pop-Geschichte schrieb.

Endlossurfing, Geschwindigkeitsrausch und California Girls, aber auch länger anhaltende Karrieretiefs und derbe Schicksalsschläge begleiten die Beach Boys seit über vier Dekaden. 1961 von den Wilson-Brüdern Brian, Dennis und Carl gemeinsam mit Cousin Mike Love, AI Jardine und dem nur temporär mitwirkenden David Marks gegründet, schwammen die Strandjungs durch eine raffinierte Mixtur aus Chuck Berrys Rhythm’n’Blues, instrumentalen Eskapaden der Ventures sowie dem vierstimmigen Harmoniegesang der Four Freshmen mit Evergreens wie „Surfin U.S.A.“, „Fun, Fun, Fun“ und „I Get Around“ auf ähnlichen Erfolgswogen wie die Liverpooler Fab Four. Mit dem idyllischen Ideal eines Familienclans netter lungs von nebenan projizierten die Wilsons ein beliebtes Saubermann-lmage. Ein Bild, das schnell Risse bekam, wie das rund zweieinhalbstündige US-TV-Porträt Endless Harmony anhand aktueller Interviews mit den Hauptakteuren und prominenten Bewunderern wie Elvis Costello, Glenn Frey, Jackson Browne, Maurice Gibb sowie rarem Archivmaterial minutiös darlegt. Eindrucksvoll zeichnet die zusätzlich mit sechs kompletten Videoclips und weiteren sieben Audiotracks bestückte DVD die Saga der Wilson-Brüder nach, die unter dem sadistischen Erziehungsstil von Familienoberhaupt Murray Wilson, einem gescheiterten Gelegenheitskomponisten, litten: Besonders der sich als begnadeter Songautor etablierende Brian, seit frühester Jugend auf einem Ohr taub, verhielt sich mit zunehmendem Erfolg skurril bis psychopathisch, schied 1965, durch Bruce Johnston ersetzt, aktiv aus, fiel unter Einfluß von psychedelischen Drogen, Alkohol und Kokain in phlegmatische Trübsal. Zeitweise entmündigt, verbrachte Brian anderthalb Jahrzehnte in psychiatrischer Therapie, geriet zeitweise unter den Einfluß seines Nervenarztes. Derweil rivalisierten der durch östliche Philosphie beeinflußte Love und der ebenfalls auf die Alkohol- und Drogenschiene geratene, 1983 ertrunkene Dennis um die Vorherrschaft. In der konservativen Reagan-Ära gelang mit „Kokomo“ endlich wieder eine Nummer eins. Sporadische Plattenveröffentlichungen, gelegentliche Konzerte, der überraschende Krebstod von Carl Wilson, interne Reibereien zwischen Love und Brian Wilson halten sich seither die Waage.

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