Bauhaus – Shadow Of Light/Archive

Wenn es um Post Punk geht und alte Helden des Genres hervorgeholt werden, fällt der Name Bauhaus in der Regel nicht zuerst. Zu schrill, zu gewagt, zu konfrontativ war das Spektakel der Band aus Northampton. als daß es zum Konsens hätte taugen können. Diese mit authentischen bewegten Bildern gespickte Veröffentlichung zeigt, warum. Sänger Peter Murphy gefiel sich beim Tete-ä-tete mit den bösen Geistern und gerierte sich diabolisch wie Mephisto. Gitarrist Daniel Ash spielte Akkorde, die wie Fledermausschreie klangen. Beide gaben sich auch optisch mit Frauenkleidern und Make-up hemmungslos exaltiert, während derdistinguierte Bassist David J seine düsteren Läufe mit stoischer Ruhe spielte und damit den Gegenpol bildete. Bauhaus-Auftritte schwankten ständig zwischen Aktionstheater, Gruselzirkus und Freakshow. Eine neun Titel umfassende Videosammlung, deren Beiträge zum Teil noch aus der Super-8-Ära stammen, sowie ein von Christopher Robin Collins gedrehter Konzertfilm bringen die Erinnerung daran zurück. Bei „Bela Lugosi’s Dead“ fühlt man sich wie bei einer Totenmesse, die aus den Fugen gerät. Andere wichtige Kompositionen der Band wie“.The Passion Of Lovers“.“.Dark Entries “ oder „Stigmata Martyr‘ sind ebenso zu sehen wie ihre Glam-Rock-Abstecher. Überdies ist Bauhaus wohl die einzige Band der Welt, die einen Song namens ,.We Love Our Audience im Programm hal, bei dem man denkt, er stelle eine Kriegserklärung dar. Solche Gegensätze machen dieses Quartett bis heute einzigartig. Zudem lernt man. wie Rock als Grenzerfahrung funktioniert. Ob populäre Musik je noch einmal in der Lage sein wird, auf diese mitreißende Weise bis zum Extrem vorzustoßen, möchte man bezweifeln. Im Vergleich zu dem hier erscheint heute vieles doch arg domestiziert.

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