Barbara Morgenstern – BM

Die Melodien wollen nicht verführen,sie sind gekommen, um uns fortzulocken, leicht zu irritieren und nach drei bis fünf Minuten wieder

loszulassen. Die Berliner Elektro-Chanteuse Barbara Morgenstern hat ein schön schwieriges fünftes Album gemacht, das sich aus den gegeneinander strebenden Elementen definiert; grolle Popmelodien treten gegen Holper-Beats an, die elektrische Gitarre von Sven Janetzko fordert Rockmusik, das Piano ganz im Sinne Saties Meditation. Und Barbara Morgenstern wundert sich aus dem Hier & Jetzt über die katastrophal verplante Stadt, in der sie lebt („Come To Berlin“). Im darauffolgenden Stück, „Reiche Berühmt“ thematisiert die Sängerin ihre Sozialisierung, da sieht die Standortbestimmung schon wieder ganz anders aus: „Ich bin froh, dass ich dort bin, aio ich bin.“ Der Wechsel der Perspektiven und die zahlreichen musikalischen Reibungsflächen haben bm hörbar geprägt, es gibt keinen Sound zu entdecken, dem sich Barbara Morgenstern auf diesem Album eindeutig annährt. Abstand, Zweifel, Verwirrung, (Ent)täuschung sind die Themen von bm, und die Künstlerin gibt ihr Bestes, uns an ihren Widersprüchen, den politischen und privaten Gedanken teilhaben zu lassen. Das Piano und Morgensterns Kunststimme sind der rote Faden, der sich durch alle 13 Tracks zieht, nur hin und wieder zu einem großen Knäuel wird, das erst nach ein paar Minuten entwirrt werden kann („Morbus Basedow“). Vielleicht wäre bm eine noch bessere Platte geworden, wenn Barbara Morgenstern jeden Song zu einer Kooperation mit einem geistesverwandten Musiker genutzt hätte. Robert Wyatt hat Barbara Morgenstern die Gesangsspur für den Song „Camouflage“ aufgenommen und geschickt, bm singt Background, das passt.

VÖ:24.10.

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