Barbara Carlotti – Les Lys Brisés :: VÖ: 20.10.

Ihr Name erinnert an den „Schulmädchenreport“ und an die Cinecitta. Barbara Carlotti ist aber eine Französin, wie sie im Buche steht. Genauso wie Charlotte Gainsbourg, Keren Ann und Coralie Clement. Allerdings liefert Carlotti eine reifere Leistung als die anderen musizierenden Mademoisellesab. Ihre Stimme wirkt leicht herb, so wie die von Stereolabs Laetitia Sadier. Nur ist sie viel erotischer. Unter dem Kopfkissen der 32-Jährigen liegen wahrscheinlich Gedichtbände von Baudelaire und Verlaine. Sie singt von zerbrochenen Lilien im Garten der Blumen des Bösen. Ihre Sprache ist einfühlsam und poetisch.

„Wo bist du, mein Lieber?In Tunis, wo es regnet. Du tasst deine Augen umherwandern, während meine feucht werden“, heißt es im ersten, nach der tunesischen Hauptstadt benannten Stück. Herbstmelancholie umweht die Sinne, und man bekommt Gänsehaut. Nicht nur einmal, sondern die gesamte Zeit über. Interessant ist, dass sich ausgerechnet Engländer die Carlotti geschnappt haben. Das Album erscheint bei 4 AD. der altbekannten Indie-Adresse für Pop mit Anspruch. Wahrscheinlich hat es den Insulanern gefallen, dass die Sängerin ein Stück auf Englisch singt und ein anderes eine französische Version von „Rose For Emily“ von The Zombies ist. Auch das folkige Flair einiger Tracks hat internationalen Einschlag. Das einfach nur zu respektieren, ist zu wenig. Ich weiß, man soll so etwas nicht sagen, aber diese Musik ist wirklich zu schön, um wahr zu sein. Ihre Magie lässt auch nach mehreren Dutzend Durchläufen nicht nach. Stattdessen wächst die Zuneigung. Je taime, immer mehr. Wer sich hier nicht auch verliebt, ist selbst schuld.

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