BAP – Sonx

Von wegen business as usual – im 25. Jahr der Bandgeschichte, nach dem Riesenerfolg von AFF UN ZO 2OO1, gibt’s nicht die Nummer-sicher-Variante mit gefälligem Schunkelreggae und patentiertem Betroffenheits-Gerocke. In vermeintlich ruhiger Fahrrinne war der rheinische Rockdampfer im letzten Sommer heftig ins Schlingern geraten. Käpt’n Niedecken war gerade von Bord und verlustierte sich mit Buddy Bruce auf einer Hamburger Bühne, wo man „Hungry Heart“ zum Besten gab, als zu Hause im fernen Köln Kollege Jens StreifLing seinen Abschied einreichte. Der Multiinstrumentalist war dem beständigen Werben einer anderen kölschen Musikinstitution erlegen, jetzt macht er Karnevalsmusik mit Höhner. Niedecken fiel aus allen Wolken – und seine Band fast auseinander, zumal auch Sängerin/Percussionistin Sheryl Hackett als festes Bandmitglied ausgeschieden war. Da waren’s also nur noch fünf. Nach eingehender Beratung entschieden die übrig gebliebenen Herren, es im kleinen Kreis zu versuchen. Das passende Konzept, sonx, war schnell gefunden: Schlichte Lieder sollten es sein, die für sich allein stehen. Ohne Zuckerguss-Produktion wie zuvor, ohne übergeordnetes Thema wie noch bei Amerika, stattdessen – Songs. Und die hat’s hier. Etwa den über die Freundschaft, „Wann immer du nit wiggerweiss“, hymnisch rockend und als Single ausgekoppelt. Oder den über die alte Frau, die vor 62 Jahren in irgendeinem Kölner Keller hockte und mit Todesangst die so genannte „Nacht der 1000 Bomber‘ erlebte („Ein für allemohle“]. Das ruppige „Unger Krahnebäume“, zornig-melancholische Erinnerung an ein längst dem Götzen Auto geopfertes Stück Köln. Oder das berührende „Jedanke im Treibsand“, die deprimierte Bilanz einer im Atltag verhungerten Liebe, (eise wie lange nicht und so das vielleicht eindringlichste Lied hier. Ein paar der sonx dürften bei BAPtisten locker in die All-Tirne-Top-Ten aulsteigen. Allerdings: BAP2004 klingen spröder, eckiger, rauer, ruppiger. Gleichsam wie ein asketischer Fünfziger mit strammen Muskeln, ein paar tiefen Falten und grauen Bartstoppeln im Gesicht, der einsam frühmorgens durch den noch nebelkalten Park joggt. Ein mutiges Album, das für die Band vielleicht wichtiger ist als für ihr Publikum.