Ava Cherry – The Astronettes Sessions

Soul, Pop: Bislang unveröffentlichter Schatz aus David Bowtes Produktionsarchiv gehoben. Als „manischen Workaholic“ bezeichnete sich David Bowie, als er auf die Ära zurückblickte, kurz nachdem er zur internationalen Glamrock-Ikone aufgestiegen war. Mit seinem gewaltigem Kokainkonsum vollbrachte er immense kreative Leistungen, blieb oft mehrere Tage hintereinander wach, um Songs, die ihm im Kopf herumspukten, sofort im Studio umzusetzen. Doch David Bowie arbeitete seit der spektakulären Trennung von den Spiders Ot Mars im Sommer 1973 nicht nur wie besessen am Nachfolgealbum DIAMOND DOGS, sondern komponierte und produzierte auch fürs künstlerische Umfeld: Sixties-Pop-Legende Lulu etwa. Und Spiders-Gitarrist Mick Ronson. Auch das Vokaltrio The Astronettes, das bei Bowies US-TV-Produktion „1980 Floor Show“ zum Einsatz kam, zählte zu seiner Klientel. Schwierigkeiten mit Bowies Management verhinderten die Projekte mit Lulu und The Astronettes, die über Jahrzehnte hinweg in irgendwelchen Archiven verstaubten. Mit TUE ASTRONETTES SESSIONS wird erstmals eine der verloren geglaubten Produktionen offiziell zugänglich. Als zumindest kleiner Etikettenschwindel lässt sich diese Compilation bezeichnen, deren zwölf Songs im Londoner Olympic Studio, aber auch in Philadelphias Sigma Sound Stud ios entstanden sind: Auf dem Coverfoto ist allein die afroamerikanische Sängerin und zeitweilige Bowie-Gespielin Ava Cherry zu sehen, die sich wenige Jahre nach den Aufnahmen als Disco-Sternchen etablieren konnte. Doch eigentlich zeichnete für den überwiegenden Teil der Musik ein mit Cherrys Partnern Jason Guess und Bowie-Jugendfreund Geoffrey MacCormack komplettiertes Trio verantwortlich. Das sorgte für akrobatische Vokalpassagen in geschmackvoll inszenierten Coververstonen von „God Only Knows“ (The Beach Boys), Frank Zappas „How Cou!d I Been Such A Fool“, Bruce Springsteens „Spints In The Night“, Annette Peacocks „Sevcn Days“ und Roy Harpers „Highway Blues“. David Bowie, der seinerzeit angelangen hatte, englischen Rock’n’Roll gegen amerikanischem Soul und Funk zu tauschen, steuerte sechs Stücke bei. „I Am A Laser“, das 1980 als „Scream Like A Baby“ auf das Album SCAKY MONSTERS (AND SUPER CREEPS) kommen sollte, gibt den geschmackvollen Opener. „I Am Divine“ nimmt die Soul-Atmosphäre von YOl’NG AMKRICANS vorweg, „People From Bad Homes“ hingegen klingt wie ein Üuttake von DIAMOND ÜOCS. Als Ersatz-Sinatra präsentiert Jason Guess „Only Me“. Latin-Jazz mit einem gutem Schuss Salsa vereinigt „Things To Do“. Eine erstaunliche Wiederentdeckung.