Attwenger – Dog

Den Feind mit den eigenen Waffen schlagen. Mit einheimischen Exportschlagern wie Volksmusik und Drum’n‘ Bass, mit der eigenen rebellisch gewendeten Sprache. Wüste „Weltmusik“ produzieren, wild gesampelte digital-analoge Sounds mit zumeist atemlos textreichem. „dialektischem“ (siehe Wortspiel beim Titel: Dog gleich englisch „Hund“, aber auch oberösterreichisch …Tag“) Sprechgesang zu verbinden, so kennt man Attwenger. Aber: Bei „Kaklakariada“ (kein Kleinkarierter] vom letzten Album SUN gab es noch Ausweichmöglichkeiten. Kleinkarierte, nationalistische Verbohrtheit ist schließlich universal. Auf Dog, dem neuen Album des Duos, heißt der zentrale Song „dum“. 180.000 Juden haben die Österreicher, diese „Bestien „, „Chauvis“, „Brunzer“ umgebracht. Kurz: Die Zielgenauigkeit der Waffen hat sich erhöht. Sicher sein kann sich aberdennoch keiner. Anders ist „komm“, ein im wahrsten Sinne deutscher (weil nicht im „Slang“, sondern hochdeutsch gesungener) Schlager samt Alleinunterhalter-Keyboard-Begleitung nicht zu verstehen. Auch die Leute können heute wieder nur blöd schauen. Und dazwischen gibt es viele weitere Treffer. Harmonika-Polka, Murphys Alttags-Gesetz, kruder Kruder/Dorfmeister-Sound, Konsum(enten)kritik, James-Bond-Thema-Lounge, Dada-Wortklaubereien, Highspeed-Beat, Tourstreß. Paranoia und mit dem allgegenwärtigen Attwengerschen Reimterror. Vor allem letzterem kann man sich nicht einfach entziehen. Ob in Oberösterreich, in Ho-Chi-Minh-City oder Mexiko (wo das Duo überall schon aufgetreten ist). Auch wenn’s weh tut.

www.attwenger.at