Athlete – Beyond The Neighbourhood

Kraftvoller Gitarrenrock mit spacigen Synthesizern? Dafür hätte man Joel Pott und seine Jungs vor ein paar Jahren glatt übers Knie gelegt. Doch in Zeiten, da Muse die größten Hallen füllen, Coldplay mit Weltraum-Referenzen experimentieren und die lang verschmähten Helden der 80er plötzlich wieder en vogue sind, ist da auch Platz für eine Band wie Athlete. Vier Jungs aus dem Londoner Stadtteil Deptford, die seit acht Jahren und zwei Alben ihren Popstartraum leben und für den Aufstand der Nerds und Anti-Stars stehen. Keine wilden, lauten, provokanten Rock-Animals, sondern die netten Burschen von nebenan, die Crandaddy und die Flaming Lips für subversiv und gefährlich halten, und diese Einflüsse auf ureigene, nicht immer originelle, aber doch bodenständige Weise verarbeiten. Wobei Athlete, und das ist die Ironie, wie ein halbes Dutzend Bands aus den 8oern klingen, die das bereits lange vor ihnen probiert haben-und schon damals belächelt wurden. Etwa The Cars, Transformer, The Opposition, Wire Train und und und. Pioniere, an die sich heute kein Schwein mehr erinnert. Dabei hatten sie mindestens genauso viel Power und Pathos-und auch dieselbe Mischung aus kantigen Gitarren, euphorischen Melodien, harmonischem Gesang und verspielten Keyboard-Melodien. Wobei Athlete nicht vor Kraftwerk-Anleihen („Airport Disco“), jazzigen Elementen („It’s Not Your Fault“) und industrial-Vibes („In Between 2 States“) zurückschrecken. Das ist kauzig, naiv und schrullig. Eine Mischung, wie sie nur in einem urbanen Dorf wie Deptford entstehen kann. Doch genau damit genießen sie (wie auch Muse) Kult- und Exoten-Bonus – weil Underdogs immer Sympathieträger sind. Gerade wenn sie im letzten Drittel des Albums mit Stücken wie „The Outsiders“ (wie passend) auch noch ihre Coldplay-Affinität unterstreichen. Das gehört im Königreich von Fish & Chips quasi zum guten Ton und garantiert solide Umsätze. Selbst wenn es todlangweilig ist – genau wie Athlete Selbst.

www.athlete.mu