Ash

Meltdown

Rock: In den USA haben die Iren das Rocken gelernt.

Eine Bandgeschichte wie ein Bildungsroman: Die Story von Ash hat mit Goethes „Wilhelm Meister“, Dickens‘ „Great Expectations“ und Lagerlöfs „Nils Holgersson“ einiges gemeinsam. Ebenso wie die literarischen Helden sind die vier Iren mit dem Leben, der Liebe und dem Leid gewachsen, sie sind gescheitert und haben gelernt. Drei Kapitel hat die Band bislang hinter sich gebracht. Oder Britpop machte sie berühmt, dann stürzten sie ab in die Orientierungslosigkeit, um sich mit fröhlichem Pop wieder in den Charts zu platzieren. Mit meltdown schlagen die vier nun ein weiteres Kapitel auf: In die Fremde sind sie gegangen, ins Land, wo die Gitarren noch donnern und Surfen zu den liebsten Hobbys zählt. Kalifornien hat das Werk beeinflusst, keine Frage. Alle elf Songs sind aus demselben Guss. Der kommerzielle Unterton, der auf free all angels noch nervte, ist wie weggespült. Ash rocken drauflos – frisch und unverbraucht, so als hätte sie der Geist der Westküste mit neuer Energie bestückt. Schon der Opener „Meltdown“ poltert wunderbar ungestüm daher. Ein Riff jagt das nächste. Tim Wheeler ist in Bestform.

Unzählige amerikanische Einflüsse hat die Band in sich aufgesaugt. Da paart sich die Schwermut der Smashing Pumpkins mit schwärmerischen Hooklines, wie sie Weezer nicht besser hätten anstimmen können. Selbst vor den Tiefen des NuMetal sind Ash nicht zurückgeschreckt: Mit bärbeißigen Riffs erzählt „Clones“ davon, wie enttäuschend es ist, wenn ein besonderer Mensch plötzlich doch mit der Masse schwimmt. Kein Song auf meltdown jedoch zeigt die Kunst der Band so nachdrücklich wie „Evil Eye“, wo sich Britpop-Schmacht, rasende Gitarren und Harmoniegesang bis an den Zenit der Glückseligkeit schaukeln. Es scheint, als seien die Nordiren nicht nur erwachsen geworden, sondern einfach richtig gut.