Arto Lindsay – Salto
Den Kontakt zu den Freunden aus alter Kampfeszeit lässt er zwar nicht abreißen. Doch da selbst in New York, wo Arto Lindsay eifrig um die Avantgarde-Häuser gezogen ist, musikalisch zurzeit recht wenig passiert, greift Lindsay bei seinen Brasilien-Projekten auf das zurück, was hängen geblieben ist. Ein bisschen Synthie-Geklicker. aufgedrehte Computer-Rhythmen und elektronisch zerkleinerte Mikroklänge sind die ständigen Wegbegleiter, mit denen Lindsay seit Jahren den hitparadentaugtichen Bossa Nova gehörig mit Geist und Füßen tritt. Dabei kommen stets Chansons heraus, die vom folkloristischen Flair genauso imprägniert sind wie von der kunstvoll aufgebauten Distanz zur Straße- Und daher ist auch Salt zwar tanzbar, aber doch entweder nur in einem alternativen Nobel-Club oder am frühen Morgen, wenn einen dann doch die Melancholie überkommt. Und das, obwohl Lindsay Salt immerhin als Reflex auf den brasilianischen Karneval angedacht hat. Doch dafür ist seine samtweiche, zuckrige Stimme eben nicht deradäquate Einpeitscher. Und wenn sich Vernon Reid mit der akustischen Gitarre einmischt, fällt das auch eher unter radikalen Samba-Kehraus. Überhaupt hat Arto Lindsay diesmal auf die ganze große Unterstützung verzichtet, die noch auf dem Vorgänger-Album ivoke das Brazil-Lounge-Projekt auf stilistisch gewagtere Pfade verschlagen hatte. Jetzt wirken die wenigen beteiligten Weltmusik-lnstrumentalisten wie hingestellt als ob sie nur darauf warten durften, bis sie mal in eine Lücke des Computer-Programms stoßen konnten.
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