Art Brut

Art Brut vs. Satan

Es muss beinahe so schön gewesen sein, wie Eddie Argos sich das in einem seiner frühen Songs („Moving To L.A.“) vorgestellt hat: „Hennessy-Trinken mit Morrissey“ war ein Traum, „Tee und Kaffee mit Black Francis“ wurde jetzt Wirklichkeit. Ein ganzes Album haben Eddie und seine Punkrockbande mit Black Francis von den Pixies aufgenommen. Nun gut, es passierte nicht in Hollywood, sondern in Salem, Oregon, aber eine Killer- Kombination ist das doch, oder?Allein der Gedanke an diese Zusammenarbeit muss (zumindest) die Klientel der Briten in Rauschzustände versetzt haben. Art Brut spielten von Anbeginn an fernab aller Britrockgroßmachts- fantasien und unterminierten den guten Geschmack der Neo- Punkgesellschaft, Black Francis schenkt ihnen nun für ihr drittes Album so etwas wie eine geeignete Live-Bühne dafür; die Aufnahme ist furztrocken. Keine Bläser, kein Glockenspiel, Weiterentwicklung, buuh! Eher Punk- und Pubrock nach Gutsherrenart, einmal höre ich seltsam ausuferndes Gitarren- Gegniedel zum Ende des Albums hin, eine Umsetzung des Albumtitels ART BRUT VS. SATAN, jaja. Satanische Verse? Fehlanzeige. Eher guckt Eddie wieder unter die Bettdecke am Morgen danach oder fragt sich, warum immer noch so viele Bands wie U2 klingen wollen, was irgendwie zusammenpasst. Gepriesen seien Mädchen, die in Comic Shops arbeiten (und vielleicht viele Comics besitzen, klasse!) und (in einem Song über die Replacements) Second-Hand-CDs (weil sie billiger sind). Beste Textstelle: „You like The Beatles and I like The Stones / But those are just records that our parents owned / I pulled you down on to my bed / I blame it on a massive rush of love to the head“ („What A Rush”).Um bei den Beatles und den Stones zu bleiben: Dieses Album ist mehr „Twist And Shout” (Beatles) als „Sympathy For The Devil” (Stones). Es muss eine gedeihliche Zusammenarbeit der schnellen Entscheidungen und kurzen Takes gewesen sein, in zwei Wochen war das Album im Kasten. Ganz nach dem Geschmack von Eddie Argos, der den durchschnittlichen Studio- heckmeck sowenig schätzt wie prätentiöse Textereien. Das Album steckt dagegen voller netter Anspielungen und Name- droppings, die wiederum kleine, manchmal läppische Insider- Gags enthalten oder auf falsche Fährten locken (nein, „The Passenger“ ist kein Iggy-Pop-Remake). Es ist ein regelrechtes Art-Brut-Album geworden, fuck-as-punk – eben nur mit Black Francis und neuer Plattenfirma.

Frank Sawatzki – 27.04.2009

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