Archive – Lights

Kaum zu glauben, daß die Geschichte von Archive bereits im Jahr 1994 beginnt, mit einer vor allem in Frankreich geschätzten Platte namens Londinium. Absolut unglaubwürdig

dagegen – obwohl die Wahrheit – aber ist. daß das Trio damals TripHop gemacht haben soll, im Fahrwasser von Massive Attack, mit weiblicher Stimme und einem eigens engagierten Rapper. Als sich Danny Griffiths und Darius Keeler 1999 mit Take My Head zurückmeldeten, hatten sie sich völlig neu erfunden, und im Jahr 2002 bekräftigten sie ihren stilistischen Schwenk mit dem noch epischeren You All Look The Same To Me. Ausufernde Arrangements, simple Harmonien, überraschende Wendungen und den smarten simultanen Einsatz elektrischer und akustischer Instrumente kennzeichnen nun auch Lights. Allerdings beschränken sich die Pink-Floyd-Zitate, das sorgsame Verfugen von Gitarren- und Keyboardflächen diesmal fast ausschließlich auf das fast 20-minütige Titelstück. Neoprogressive Versuche freilich kranken gerne an rührender Wichtigtuerei und leerem Pathos. Archive allerdings vermeiden es auf ihrem neuen Album, Kindermusik auf Kathedralengröße aufzublasen – sondern setzen auf eine Progressivst ganz anderer Provenienz, den Krautrock nämlich und dessen stoische Rhythmik. Auf lights ist fast jedes Stück von hypnotisch dahintreibenden Beats durchpulst, die stark an Neu! erinnern und dem ganzen Album jenen fiebrigen Drive verleihen, den man schon an Radioheads Kid A mochte – oder eben nicht. Das Rad haben Archive mit lights natürlich nicht neu erfunden, sich selbst auch nicht. Aber mit Platten wie diesen sorgen sie dafür, daß die Nische „Prog“ allmählich wieder zu einem Genre Wird.

www.archives-archive.com