Arca

Mutant

Mute/GoodToGo VÖ: 20. November 2015

Auf seinem zweiten Album legt der Produzent aus Venezuela die Wurzeln seiner Avant-Electronica frei.

Es war ein Kunstwerk. XEN, das Debüt­album des venezolanischen Produzenten Arca vom Herbst vergangenen Jahres, bediente eine Soundästhetik, die an der Avantgarde geschult war. So weit draußen wie der damals 24-jährige Alejandro Ghersi war kaum einer seiner aktuellen Mitbewerber in der elektronischen Musik – Kanye West, FKA Twigs und Björk, mit denen Arca als (Co-)Produzent gearbeitet hat, schon gar nicht.

So divers die Tracks auf XEN im Gesamtkontext auch gewesen sein mochten, sie waren in sich geschlossene künstlerische Statements; Sequenzen und Strukturen aus den unterschiedlichsten Feldern der elektronischen Musik zusammengebaut: Ambient, HipHop- und Break- und Dope-Beats, Neo-Klassik – mit Pop- oder Clubmusik hatte das nur wenig zu tun.

Auf seinem zweiten Album MUTANT geht Arca scheinbar einen Schritt zurück. Er hat seine ohnehin minimalistische Arbeit entschlackt, wie ein musikalischer Genetiker die Früchte seiner Evolution zurückgekreuzt, um die Essenz freizulegen in Zwischenergebnissen und Skizzen. Es bleiben wenige Sounds und Strukturen, manchmal nur ein Schleifen, ein Rauschen, gesampelte Streicher, Noise – der genetische Code von Arca-Musik.

MUTANT ist in seiner (a)‌tonalen Unmissverständlichkeit auch als Warnung zu verstehen an die Popmultimillionäre, die sich in Zukunft gerne mit ihm als Produzent schmücken wollen. Wer Arca will, wird auch wie Arca klingen. Pass bloß auf, Madonna!