Antilopen Gang
Abbruch, Abbruch
JKP/Warner (VÖ: 24.1.)
Zum dritten Mal gelingt den Düsseldorfern der Spagat zwischen Rap-Credibility und gesellschaftspolitischer Relevanz.
Der Spagat ist und bleibt ihre beste Pose. Auch auf ihrem dritten Album ABBRUCH, ABBRUCH gelingt es der Antilopen Gang, in der Rap-Szene ernst genommen zu werden und trotzdem irgendwie links zu bleiben, und dann auch noch Unterhaltung zu garantieren, zu der man das Hirn nicht an der Theke abgeben muss.
AmazonDieser Spagat führt allerdings auch dazu, dass man die neuen Tracks ziemlich säuberlich in zwei Kategorien einteilen kann. Jene, die sich den Rap-Konventionen entsprechend mitunter arg selbstreflexiv mit dem Rap-Game und der eigenen Biografie beschäftigen: „2013“ rekapituliert den Freitod von NMZS, des einst vierten Antilopen-Gang-Mitglieds, und dessen Band-interne Verarbeitung, „Der Ruf ist ruiniert“ befasst sich mit der dialektischen Qualität der Marke Antilopen Gang und „Wünsch Dir nix“ handelt von der Absurdität des HipHop-Geschäfts.
Auf der anderen Seite: die Tracks mit allgemeingültigen, sozial relevanten Themen. Diesmal im Angebot: die Automatisierung von Arbeitsprozessen („Roboter“), die Schmerzen des Älterwerdens („Keine Party“) und ein Abgesang auf die Hipster-Sehnsucht nach dem Leben auf dem Lande („Zentrum des Bösen“).
Nur im Einzelfall wird aus dem Spagat ein Verschmelzen der beiden Sphären, so in „Bang Bang“. Das ist einerseits Parodie auf die Sexprotzerei der Rap-Szene, funktioniert mit seinen nur oberflächlich launigen, aber vor allem exakten Beobachtungen ungelenker erster sexueller Gehversuche aber auch als Bestandsaufnahme einer pornografisierten Gesellschaft.
Dazu gibt es wieder mal Beats, die zwar nicht immer elegant, aber dafür knackig auch Rockklischees verarbeiten, und vor allem anspielungsreiche Reime, die sich nicht nur auf die Rap-Geschichte beziehen, sondern schon mal Blumfeld samplen („1000 Tränen tief ist nicht mal eine Pfütze“). Spagat gelungen.