Annette Peacock – 31:31

Wer jemals Annette Peacocks x-dreams aus dem Jahr 1979 gehört hat, wird, erstens, die Dame nie wieder vergessen, und, zweitens, nie mehr behaupten, Jazz-Rock hatte bei der Geburt stranguliert werden sollen. Das brodelnde Hexengebräu von jazz-funkigen Synkopen und aufwühlend selbstbewußtem, mörderisch laszivem Gesang hätte den Geschlechterkrieg im Alleingang gewonnen, wenn es die Plattenfirma nur geschafft hätte, ein paar Exemplare in die Plattenläden zu stellen. Peacock hat eine lange Geschichte des subversiven Musikmachens. Als Jazzerin komponierte sie für Paul Bley. Als Rockerin experimentierte sie früh mit Synthies und zog David Bowie in ihren Bann. Später kamen fragile Piano-Alben und vor ein paar Jahren ein diffiziles Werk auf ECM. Julian Cope schwärmt von ihr auf seiner Website, und auf der letzten Coldcut-CD co-komponierte sie den Titel „Just For The Kick“. Nun kehrt sie mit dieser Mini-LP überraschend zum Sound von x-dreams zurück. Wie anno dazumal besteht die Band aus gestandenen britischen Jazzern, derweil die Sängerin selber Keyboards und Computer bedient. Aber diesmal will dabei nicht richtig Dampf aufkommen. Peacock singt weiterhin wie ein moderner Blauer Engel, aber die Grooves wirken etwas hölzern. Letztlich bleibt der Eindruck, daß die Musiker das Album einstudieren mußten, statt es quasi osmotisch in sich aufzusaugen. Immerhin: ein guter Grund, auf die weltumstürzlerischen Qualitäten von im the one, x-dreams und SKVSKATiNG hinzuweisen.

www.annettepeacock.com