Anjou
Epithymía
Kranky/Cargo
Gründungsmitglieder von Labradford und Pan American verweben Ambient, Noise und Drones zu einem stillen Fluss der Klänge.
Vor langer Zeit legten sich die Ambient-Post-Rocker Labradford in einen tiefen Winterschlaf. Ob sie daraus erwachen werden, weiß man nicht, zudem die Erinnerungen an sie trotz einiger Pionierarbeit etwas verblassten. Das letzte Lebenszeichen FIXED: CONTEXT stammt immerhin auch schon aus dem Jahre 2001. Gitarrist Mark Nelson konzentrierte sich fortan auf sein Projekt Pan American, Robert Donne auf Spokane und seine Arbeit als Komponist von Filmmusik, die es bis zum Sundance Film Festival schaffte. Seit ein paar Jahren arbeiten die beiden unter dem Namen Anjou wieder zusammen.
EPITHYMÍA nennt sich das zweite Album des Projektes, dem noch der Pan-American-Perkussionist Steven Hess angehört. In dieser Besetzung entstand auch deren aktuelles Album CLOUD ROOM, GLASS ROOM, das sich aber durch seine teilweise songähnlichen Strukturen und Gitarrenelemente deutlich von EPITHYMÍA unterscheidet. Dessen sechs atmosphärische und feinaderige Instrumental-Tracks fließen gemächlich, sind vielmehr experimentelle Ambient-Soundscapes, mehr Glitch und Drones denn Songs. Aber dieser stille Fluss der Klänge wird immer wieder umgeleitet, aufgewühlt und lauter, wenn Steven Hess massiv eingreift. Was wie im Eröffnungsstück „Culicinae“ mit trügerischer Ruhe beginnt, mündet in düstere Noise-Eskapaden, die final zusammen fallen und in Schönheit enden. Die Arbeitsweise von laut auf leise, von Harmonien auf Verzerrungen umzuschalten, findet sich überall und so entwickelt sich EPITHYMÍA zu einem spannenden Album voller Überraschungen.