Angelika Express – Goldener Trash

Indie-Pop-Hits zwischen Dämlich- und Einfühlsamkeit. Die neue Angelika Express zu besprechen, ohne deren Finanzierungsmodell zu beschreiben, erscheint dem Rezensenten eine Vernachlässigung seiner journalistischen Pflichten zu sein. Deswegen kurz das Nötigste vorweg: Um die Repressalien der Musikindustrie zu umgehen, wurde die Herstellung und Promotion von GOLDENER TRASH von Fans und Förderern durch Aktienkäufe (50 Euro das Stück) finanziert. 80 Prozent der Einnahmen werden unter diesen Anteilhabern aufgeteilt, das Album gibt’s gratis dazu. Inderaktuellen, wirtschaftlich prekären Situation drängt sich den Aktionären natürlich die Frage nach dem Profit auf, welcher in nicht unerheblichem Maße von der Qualität des Albums abhängt. Zum Glück ist mit „Du trinkst zu viel“ schon mal ein lupenreiner Pophit unter den neuen Songs. Auf den ersten Blick kantenloses Sauflied, entpuppt es sich bei genauerer Observation als eine bittersüße, verständnisvolle Charakteranalyse einer Trinkerin. Klangliche Veränderungen gegenüber ANGELIKA EXPRESS und ALLTAG FÜR ALLE gibt es bis auf die etwas verhalteneren Liebeslieder „Lass uns tanzen“ und „Ich schenke dir die Zeit“ nicht – noch immer zielt die Rhythmusgruppe direkt auf die Hüften, undDrakogiannakis Texte über Discotheken, Mädchen und Fernsehgucken beschreiten weiterhin den schmalen Grat zwischen Dämlich-und Einfühlsamkeit. Mit dem dicken Reibach hat wohl eh niemand gerechnet, aber für einen schönen Eisbecher sollte der Aktiengewinn schon reichen.

VÖ: 13.2.

www.angelika-express.de

Story ME 12/08