Amyl and the Sniffers
Comfort To Me
Rough Trade/Beggars/Indigo (VÖ: 10.9.)
Es ist einfach tolle Rockmusik – aber die Australier*innen verschieben die Regler zart.
Manchmal ist diese Platte wie ein Jump-and-Run-Spiel. Also, wie die ersten Levels, durch die man geil durchgleitet. Hindernisse tun sich in Songs wie dem Opener „Guided By Angels“ oder dem nachfolgenden „Freaks To The Front“ ganz bestimmt nicht auf, stattdessen wird eifrig und punktgenau gerifft, Frontfrau Amy Taylor singt dazu: „Give me some space!“, räumt eventuelle Hindernisse also einfach per Befehl weg.
AmazonAuch im folgenden „Choices“ geizt sie nicht mit Selbstbewusstsein, und das ist das Wunderbare an diesem Album: Noch mehr als das Debüt erklärt es mit in die Luft gereckten Fäusten die Macht des Ein-bis-Dreiminutensongs. Die musikalischen Mittel, mit denen das illustriert wird, bleiben dabei im Rahmen des Bekannten, verändern sich aber in entscheidenden Nuancen.
Wo vor zweieinhalb Jahren manchmal noch eine etwas platte Hair-Rock-Attitüde in die Songs schwappte, ist der Mix aus Seventies-Rock, Garage-Punk und frühem Hardcore diesmal besser austariert. Mit „No More Tears“ ist sogar Platz für so eine Art Liebeslied. Pub Rock, so hat irgendein Mensch auf Wikipedia geschrieben, würden Amyl and the Sniffers machen. In dem Pub würden wir gerne mal sieben bis elf Augustiner verzehren.