Alternative Allstars – 110% Rock

Versuchen Sie doch mal mitzuzählen, wie oft Claus Grabke in der ersten Viertelstunde dieses Albums das Wort „Rock“ in die Membrane haut. Oder lernen Sie gleich die Strichcodes Ihrer zehn Lieblingsplatten auswendig. Es ist nämlich so. dass Grabke – vielleicht weil er als namhafter Profi-Skater fürchtet, dass man ihn voreilig ins falsche Genre-Fach steckt – nicht müde wird zu betonen, wo seine musikalischen Wurzeln liegen. Darum hieß schon das 2000er Debüt der Alternative Allstars (seinem Seitenprojekt neben Thumbl hock on, darum heißt nun der Nachfolger 110% rock. Und wer’s dann immer noch nicht blickt, ist selber Schuld, wenn es gleich zu Beginn der neuen Platte Prügel setzt: in Form von dreckiger Distortion, ballernden Drums und allem, was den good old Glam-Rock sonst noch glorifiziert. Sicher, man kann den drei Güterslohern vorhalten, wie furchtbar pathetisch es ist. unter das allein schon heikle „Rock me till I die“-Halali im Titeltrack auch noch erkünstelte Stadionchöre zu mischen. Aber erstens nehmen sie das alles wohl selber nicht bierernst (weshalb auch dauernd jemand lacht zwischen den Songs], und zweitens kriegen sie ja rechtzeitig die Kurve. Nach „I Get Around“, Grabkes Kreuzüber-Duett mit Donots-Sänger Ingo Knollmann, macht „Take Me Higher“-Track fünf von zwölf – endgültig Schluss mit den testosteronseligen Posen. Für die restliche Spielzeit gibt es vor allem Punkrock auf die Ohren, gelegentliche Emo-Anleihen und als Höhepunkt die formidable Blur-Reminiszenz „Hold On Tight“. Eins nur mit auf den Weg: Werter Herr Grabke, lassen Sie doch in Zukunft bitte die Finger von Vocodern und derlei Effektsperenzchen. Ein Songtitel wie „Totally Wrong“ kann da schnell einen ganz fiesen Beigeschmack bekommen.