Alte Sau

Öl im Bauch

Major Label/Broken Silence (VÖ: 3.12.)

Punk-Legende Jens Rachut verschmilzt mal wieder erfolgreich Gesellschaftskritik und Gaga.

Es ist doch immer wieder neu erstaunlich, was in Jens Rachuts Kopf so los ist. Auch auf dem neuen Album von Alte Sau, einem seiner unüberschaubar vielen Bandprojekte, präsentiert die Hamburger Punk-Legende wieder eine Psyche, die nicht nur zwischen Gaga und Gesellschaftskritik hin und her pendelt, sondern sie sogar miteinander verschmilzt.

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Während die neuerdings um Bassist Thomas Wenzel (Ex-Die Sterne, Ex-Goldene Zitronen) verstärkte Band schön stumpf poltert, als wollte sie beweisen, dass Punk heutzutage nur noch mit Vintage-Orgel statt Gitarre möglich ist, und der Frauenchor Die Sibirischen Falten den sonoren, an Mark E. Smith geschulten Vortrag von Rachut mit dreifrauenstimmiger Harmonie konterkariert, geht es um Apfel- und Pflaumenkuchen, um Ideenklau und Ikea, um den Onkel Doktor, brennende Clowns und Ego-Shooter, und in „Kannibalen und Rauch“ um die Menschheit im Großen und Ganzen: „Dann fressen wir uns auf!“

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Bananensaft spritzt ins All, Borkenkäfer müssen sterben, und auch nicht ganz klar wird, ob der „Rindenmulch“ im gleichnamigen Song nun Symptom für Selbstoptimierung und andere aktuelle Auswüchse des Kapitalismus sein soll oder bloß ein guter Anlass für ein bisschen Dada ist: „Yep Yep Yak Yak, Mulch hier, Mulch da, Schaufel Harken Zack Zack.“ Wenn’s den erstaunlichen Jens Rachut nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.