Alphaville

ALPHAVILLE FOREVER – BEST OF 40 YEARS

Warner (VÖ: 27.9.)

Feiern wir die große deutsche 80s-Pop-Band, die noch immer unterschätzt wird!

Die alte Geschichte mit dem Propheten im eigenen Land: Wenn Deutsche die großen Popbands der Achtziger aufzählen, landen sie erst spät bei Alphaville. Da nennt man vorher lieber mediokre Gruppen aus Großbritannien oder Geheimtipps aus Frankreich, die sich nach zwei Singles aufgelöst haben. Alphaville sind zu nah. Gegründet in Münster, Westfalen. Der Stadt der lustigen Tatorte, von Götz Alsmann und Westbam. Aber großer, schillernder Pop? Fragt man dagegen in den USA nach der besten Abschlussballballade aller Zeiten, dann hagelt es Alphaville-Nennungen: „Forever Young“ ist dort Pflicht, es gibt ja auch keinen besseren Song für diesen Moment, wenn die Jugend zu Ende geht, das Gefühl der Nostalgie zum ersten Mal den Hormonhaushalt dominiert und man im besten Fall den Schwarm im Engtanz übers Parkett führt. Jeder DJ wäre doch blöd, diesen Song nicht zu spielen.

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Aber Alphaville ist mehr. Wie viel mehr, zeigt diese Werkschau, die erste, die alle Phasen zusammenführt. Denn auch das ist ein Fakt: Alphaville waren kein reines Achtzigerjahre-Phänomen. Die Platten in den Neunzigern haben auf solide Weise Synthie-Pop mit Rock und Dance zusammengebracht. In den Nullerjahren ging auch ein bisschen was mit Techno. Wobei, klar: Die vorliegende Best-of-Compilation mit ihren drei CDs sorgt dann für die großen Glücksgefühle, wenn das Zeug der drei Alben aus der großen Popdekade läuft: FOREVER YOUNG (1984), AFTERNOONS IN UTOPIA (1986) und THE BREATHTAKING BLUE (1989) hießen die drei ersten Platten. Allesamt sind sie auch für sich empfehlenswert. Die vorliegende Compilation erweitert das Bild, bietet die Hits im Original sowie in alternativen Versionen – und funktioniert wie ein Denkmal: Sie erscheint auf den Tag genau 40 Jahre nach FOREVER YOUNG. Dass das Set 40 Tracks erhält: Ehrensache.

Aber Alphaville ist mehr

Dass ein Song wie „Big In Japan“, die Durchbruchsingle von Alphaville, vier Jahrzehnte auf dem Buckel hat, mag man kaum glauben. Eine ganze Reihe von Dream-Pop- und Chillwave-Bands aus den USA versucht eifrig, diese Mischung aus glimmendem Pop und tiefer Melancholie zu kopieren. Die meisten Acts scheitern vor allem daran, keinen Sänger wie Marian Gold in ihren Reihen zu haben, der so unfassbar jung und cool und aufgeräumt klingt. Gut, die Asia-Sounds klingen ein bisschen albern, aber die Strophenmelodie bleibt ein Glanzstück des Pop Songwritings.

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Das gilt auch für die Italo-Pop-mäßigen Klassik-Gimmicks auf „Sounds Like A Melody“ (enthalten auch im tollen Extended-Mix), den Art-Pop von „Jerusalem“, den treibenden Pop-Rock von „Dance With Me“, den Sophisticated-Pop von „Summer Rain“ von 1989, auf dem Marian Gold gealtert klingt, die Stimme tief, aber immer noch cool. Wer Prefab Sprout und die späten a-ha liebt, muss diesen Song entdecken. Und das Gesamtwerk dieser Band gleich mit.

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