Alice Russell :: PotOtGold

Differ-A nt/Groove Attack

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Eine beeindruckende britische Soul-Stimme der Gegenwart. Alice Russell wird sich in den vergangenen zwei Jahren bestimmt

öfter mal gefragt haben: Und was ist mit mir? Russell hatte den Soul der späten 60er- und frühen 70er-Jahre schon am Wickel, als sich ihre artverwandte Kollegin Amy Winehouse noch fern des Dauerdeliriums befand und als an Chefsekretärin Duffy und Adele noch nicht zu denken war. Drei Alben gibt es von Frau Russe/l schon, dazu ist ihre Stimme immer mal wieder in Produktionen diverser Szenegrößen zu hören (zum Beispiel bei The Nextmen, Fat Freddy’s Drop, Mr. Scruff und anderen). Und der Ertrag? Der ist überschaubar. Was die Sängerin aus dem englischen Suffolk anscheinend nicht sonderlich stört. Ihre Musiker klingen noch immer nach einer Hausband, die sich im Soul-Keller allen Neuerungen seit dem Ende der Stax-Ara verweigert. Der einzige kleine Hinweis auf die Moderne ist Gnarls Barkleys „Crazy“, das auf POT OF GOLD mit viel Inbrunst im Stil einer Gospelballade aufbereitet wird. Ansonsten muss man hier mit einem eingangigtanzbaren Gemisch rechnen, das uns im Grundsatz schon zu Zeiten des Acid Jazz von Combos wie The Brand New Heavies und The Young Disciples angeboten wurde. Das Ereignis ist ganz klar Alice Russell und nur sie. Mit ihrem leidenschaftlichen Vortrag zerlegt die Sängerin die ganzen Ami-Senkrechtstarterinnen der jüngsten Vergangenheit, allen voran die überschätzte Macy Gray, in Stücke. An die Tiefe und den ehrlich empfundenen Schmerz besagter Amy Winehouse aber kommt auch Alice Russell mit diesem Album nicht heran.

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