Alice Cooper – Pretties for you easy action

Auffallen um jeden Preis, lautete die Maxime der Stunde, als die soeben von The Nazz in Alice Cooper um benannte Combo 1968 ihr Hauptquartier von Phoenix nach Los Angeles verlegte. Wie billige Transvestiten ausstaffiert in schrägen Frauenklamotten mit einem platinblonden Frontmann im Paillettenkleid, begnete den mittellosen Musikern während eines desaströsen Gigs im LA.-Rockschuppen The Cheetah jener Mentor, der die Band binnen dreier Jahre zu weltweitem Ruhm führen sollte:Shep Gordon. Manager Gordon organisierte auch den ersten Plattenvertrag mit dem lndependent-Label Straight. Eigentümer war Amerikas intellektuelles Enfant terrible Frank Zappa im Gespann mit Herb Cohen. Beide erkannten auf Anhieb das Potenzial, das in Alice Cooper steckte. Zumal sich Sänger Vincent Furnier nun genauso nannte, wie die Band ohnehin schon hieß. Einen Haken hatte die Sache allerdings. Auf dem eilig eingespielten Debüt pretties for you 3 orientierte sich das Quintett mit collagenartigen Dissonanzen wie „Titanic Overture“, „10 Minutes Before The Worm“, „No Longer Empire“ und „B.B. On Mars“

stark am künstlerischen Format von Chef Zappa und zeitweiligem Label-Kollegen Captain Beefheart. Doch der im schicken Comic-Cover veröffentlichte Erstling enthielt auch schon einen kleinen Ausblick in die erfolgreiche Zukunft. Der zeitlupenhafte Gothic-Spuk „Levity Ball“ tendiert schon in jene Richtung, in der sich Alice Cooper ab dem dritten Werk love it to death präsentieren sollten: beeindruckende Horrorshow-Inszenierungen, der Dada-Schock-Truppe, deren sexuelle Identität so offen war wie die Reißverschlüsse der hautengen Ganzkörper-Trikots in Silber, die uniform von der Band getragen wurde. Eine besondere Rolle sollte auch der bizarren Hard-Rock-Nummer „Reflected“ zukommen. Umbenannt in „Elected“ und opulent orchestriert, gelang Alice Cooper damit auf dem Höhepunkt der Glam-Rock-Welle 1972/73 ein internationaler Chart-Hit. Noch prägnanter zur Schau stellte die Band die Ambivalenz der Geschlechterrollen auf dem nach einer Zeile aus Leonard Bernsteins „West Side Story“ betitelten Nachfolger EASYACTION 3,5 Der Sound tendierte von nun an deutlich in Richtung leicht verdaulicher Rock’n’Roll. Songs wie „Return Of The Spiders“, „Refrigerator Heaven“ und das fast achtminütige „Lay Down And Die. Goodbye“ ließen schon den facettenreichen burlesken Musical-Stil erkennen, der Alben wie killer, school’s out und Billion Dollar babieszu Meilensteinen machte, ohne die spätere Showextravaganzen wie Kiss, White Zombie, Slipknot oder Marilyn Manson wohl gar nicht möglich gewesen wären.

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